'reine' gewalt
So geht es also darum, von einem mythisch-rechtlichen Gewaltbegriff zu einem anderen, einem der grundlegenden Freiheit gemäßen, zu gelangen: zu dem, wie Walter Benjamin (1) formulierte, einer "'reinen' Gewalt". Agamben schreibt in seiner akribischen Untersuchung dieses Begriffes bei Benjamin: "(...) In derselben Weise, wie die reine Sprache keine andere Sprache ist und, bezogen auf die natürlichen Sprachen der Mitteilung, nicht anderswo beheimatet ist, sondern sich in ihnen zeigt, indem sie sich als solche ausstellt, erweist sich reine Gewalt nur als Exposition und Entsetzung des Verhältnisses zwischen Gewalt und Recht." (Agamben 7, S. 75)
Der Begriff des Reinen findet sich auch, hier für das Visuelle, bei Max Bill in seinem Statement zur Konkreten Kunst, die sich somit als das geeignete Genre erweist, die visuell mit den Farben Schwarz, Rot und Gold über das deaktivierte Dispositiv einer Trikolore umgesetzte Forderung Benjamins auszudrücken; "Gewalt (ist) dann rein, wenn sie [ganz wie ein Kunstwerk; PH] nicht in der Beziehung eines Mittels zum Zweck steht, sondern sich in Beziehung zur eigenen Medialität verhält" (Ebd.) (— Dass sich dann, zum Schluss, der Name dieser Gewalt als Gnade herausstellen wird, ist für jemanden, der dem zu folgen in der Lage ist, auch keine andere Geschichte mehr —):
konkrete kunst | max bill
Als Ziel der Konkreten Kunst formuliert Max Bill 1947 in seiner Einleitung zum Katalog der Ausstellung Zürcher konkrete Kunst:
das ziel der konkreten kunst ist es, gegenstände für den geistigen gebrauch zu entwickeln, ähnlich wie der mensch sich gegenstände schafft für den materiellen gebrauch. […] konkrete kunst ist in ihrer letzten konsequenz der reine ausdruck von harmonischem maß und gesetz. sie ordnet systeme und gibt mit künstlerischen mitteln diesen ordnungen das leben.
Max Bill
(Quelle: Wikipedia, 2009)
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Ein weiteres Max Bill- Statement siehe hier.
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•Harmonisches Maß und Gesetz | Neue Form
•H.H. Holz über Kunst, Maß, Ordnung und die Welt als Ganzes
•Zwiesprache mit dem Werk (Anton Stankowski)
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Zur Weiterentwicklung der Konkreten Kunst im Kreativen Dekonstruktivismus siehe rechts: open mind
Zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung des Werkes Neue Form waren es 17 Jahre, dass sich die Mächtigen im Lande ebenso wie die Bevölkerung unfähig erwiesen, dem Beitritt der DDR zur BRD anno 1990 einen anderen Sinn zu geben als den, die Uhr auf "Schwarz-Rot-Gold von 1815 bzw. '48" zurückdrehen zu wollen und dabei eine demagogische, einesteils selbstbetrügerische, andererseits autoritär bewusstseinsbetrügerische (Pseudo-)"Einheit" auf dem Niveau von Fußball-Hooligans zu postulieren, bzw. eine solche spektakel-staatlich — unter Zuhilfenahme professioneller spin-doctors aus der Werbe- und Marketingbranche — zu inszenieren.
Was hinter dieser Maske vor sich geht, ist freilich eine andere, noch wesentlich dunklere Geschichte.
Angesichts der zunehmend von organisierter Kriminalität und Desorientierung, von Korruption und fremder geopolitischer Überwälzung, von der strategischen Besetzung des öffentlichen (und kollektiv-mentalen) Raumes durch selbsternannte, dabei politisch-juridisch durch höchste Staats- und Regierungsstellen gedeckte "Kommunikationsherrscher" gekennzeichneten Unfähigkeit, Geschichte zu schreiben, anstatt ihr Spielball zu sein, stürzt sich eine diese Situation bis zur totalen Eskalation — der bedingungslosen Unterwerfung unter die globalstrategische, neoliberale, lügenchristliche "New World Order" — zu treiben bereite Nutznießer- und Hetzerbande augenblicklich auf dieses als geschichtsgründend erkannte Werk, zerstückt, zerschlägt, raubt, entführt, überfährt und verdreht es, um "es" — aus seinem dabei zunichte gemachten Geltungsbereich ebenso abgezogen wie vom Namen seines Urhebers sowie aus dessen Ouevre — schließlich zum (weiteren) konsequenten Betrug der gesamten Öffentlichkeit aus eigener (Diebes-)Hand "neu" vor-, und der irrtümlich mit der politischen Führung des Landes betrauten, geistig nämlich unverkennbar bankrotten Bundeskanzlerin (die sich dafür mit der bereits erwähnten politisch-juridischen Deckung dieses Coups erkenntlich zeigen m u s s) proforma zu Füßen zu legen.
"Deutschland" — bzw. eine totalitär gesinnte Fahnenbetrüger-, Kommunikationsmafia- und, wie sich dabei en passant herausstellt, beschränkt-"christliche" Verfassungsbrecherbande (die zur machiavellistischen Erlangung gerade dieses letztgenannten, schon lange verfolgten Zieles nichts besser gebrauchen kann als eine sportiv staatskritisch angelegte Fahne in den "deutschen Farben", welche dann noch den letzten Wächter hinsichtlich des privatim-anomischen "Staatsziel-Sport"- bzw. Wucherkratie-Geldwäsche- und Eliten-Prätorianer-pool- Bereiches, der damit zunächst betrügerisch gekennzeichnet und etabliert wird, täuscht und düpiert) —, das künstliche Zerrbild "Deutschland" hätte also fast eine neue, ihrem Schöpfer menschenverachtend und machtmissbräuchlich mit aller kriminogenen Gewalt aus den dabei mit systematischem politisch-institutionellem Missbrauch recht- und wehrlos gemachten Händen gewundene, demagogisch instrumentalisierte, flächendeckend zur arglistigen Täuschung eingesetzte und zur skrupellosen Verführung insbesondere des Nachwuchses missbrauchte, entstellte und insofern ganz prima zu dem gesamten oben erwähnten Betrug passende, einstmals holistische (und diese Zugkraft freilich, im Anklang zumindest, trotz allem beibehaltende), eigentlich tatsächlich wegweisende und genau als solche aus dem Weg zu räumen versuchte, zur demagogischen Farce verdrehte neue Fahne bekommen.
— Wenn ihr Entwerfer nicht schon mit all dem gerechnet gehabt hätte, bevor er sich an's Werk machte.
So wurde dieses Werk als eines der Poesie geschaffen — welche lt. Aristoteles (Poetik; von Griech.: poiesis, Erschaffung) der Geschichte insofern überlegen sei, als sie bringe, was wahr sein solle oder sollte, anstatt, wie letztere, was wahr ist.
Nun stellt sich jedoch heraus, dass es letztlich gerade diese Dimension der Poesie ist — eingebunden in das ideologisch und intrigant (oder sagen wir besser gleich: demagogisch, d. h. bewusstseinsfälscherisch) vielleicht am heissesten umkämpfte, am rücksichtslosesten von allen Geistesgebieten durch "die Macht" zu dominieren und für das Erreichen ihrer Ziele "zurecht" zu rücken versuchte Feld der Geschichtsphilosophie —, deren an sich freie Herrlichkeit, deren an sich von wahrer Menschenwürde kündender Glanz jetzt prompt wieder, wie unter allen Albtraum- und Zensur-Regimes aller Zeiten, den schäbigsten Tyrannen eines heute bis kurz vor seine globale Vollendung gelangten, brutal geistlosen und genau deshalb die Erde blind in Schutt und Asche zu legen drohenden Mafia-Betriebswirtschafts-Totalitarismus in entwendeter, geraubter und verdrehter, verschleppter und missbrauchter, enteigneter, entstellter und vergewaltigter Anwendung zum Einfahren einer heimtückisch beim ahnungslosen Publikum erschlichenen Akklamation, und damit zur falschen, betrügerischen Legitimierung dienen soll — oder besser gesagt dienen muss (Vgl. hierzu z. B. auch das 2011 erschienene Buch Die enteignete Poesie, von Michael Esders 1).
Die Synagoge Satans
Nachdem ich mir den Lackmustest, zu dem sich mein Werk Neue Form sogleich entwickelte, 5 Jahre lang angesehen habe — das Original mit einer ganzen Palette übelster Kriminellentricks unterdrückt, die Werkdatei gestohlen und missbraucht, der Urheber mit den dreckigsten Stasi-Methoden zu vernichten und aus der Geschichte zu beseitigen versucht, während die Öffentlichkeit mit einer gigantischen "Neuvorlage" aus der Hand derer, die all das tun, getäuscht und betrogen, ausgenutzt, übertölpelt und in die verkehrte Richtung geführt wird (ohne dass sich, auch nicht auf direkte Anfrage hin, die bereits selbst gekidnappte und zum hundertprozentigen Betrüger-Mitläufertum-Müll erpresste Kriminellen-Justiz Deutschlands auch nur mit einem ihrer von Korruption gelähmten Finger rühren würde) —, bin ich zu einer beträchtlichen Übereinstimmung mit der geschichtsphilosophischen Ansicht des kanadischen Autors William Guy Carr (1895-1959) gelangt, der eine Verschwörung der "Synagoge Satans" (Synagogue of Satan, S.O.S.) mit dem Ziel der Erlangung der Weltherrschaft um jeden Preis am Werk sah, welche bereits in vorchristlicher Zeit aktiv gewesen ist.
Anders als spätere Verschwörungs-Experten, die ihre Theorien stets an letztlich unbefriedigend bleibenden Konkretisierungen der einen und der anderen, entweder zu kleinteiligen oder zu plakativen Art kristallisieren, nur um mit der nächsten Welle an Neuigkeiten (bei denen es sich oft auch um archäologische handelt) wie Salz wieder aufgelöst und ins Unbedeutende fortgeschwemmt zu werden, erklärte Carr (in Satan, Prince of This World, Emissary Publications, Clackamas, Oregon, o. J., p. 6): "I wish to make it clearly and emphatically known that I do not believe the Synagogue of Satan (S.O.S.) is Jewish, but, as Christ told us for a definite purpose, it is comprised of 'I know the blasphemy of them which say they are Jews, and are not, but are the Synagogue of Satan.' (Rev. 2:9 and 3:9].
Denn genau dasselbe lässt sich heute auch von den poesielosen "Christen" sagen.
open mind
"(...) Wenn Bert Brecht gesagt hat, wir lebten heute im wissenschaftlichen Zeitalter und die Kunst müsse diesem Charakter der Epoche entsprechen, so ist der Konstruktivismus zweifellos die Kunst unserer Zeit; er ist es, der die abstrakten Verhältnisse, in denen sich heute die Wirklichkeit präsentiert, in eine visuelle Sprache übersetzt und also gegenüber dem bloßen Schein von Wirklichkeit, den die Abbildung einzelner wiedererkennbarer Gegenstände erzeugt, der eigentliche Realismus ist. (...)" H.H. Holz 2, S. 47f [2001]
Aus dem historischen Konstruktivismus hat sich, ohne diese Grundlage dabei wirklich ganz zu verlassen, längst jedoch — mit eigenartig wenig Beachtung in Deutschland - eine Reflexion ergeben, die (seit Jaques Derrida 1967 diesen Ausdruck prägte) unter dem Namen Dekonstruktion, bzw. 'Dekonstruktivismus', bekannt ist. "Deconstruction (...) is both a philosophical idiom and a critical methology (...)" (Deconstruction). "Deconstruction is characterized by an essential distrust of the true authenticity of apparent meaning and form and the traditional distinction between the two." (Ebd.) - "Deconstruction is not what you think. If what you think is a content, present to mind, in 'the mind's present room' (Locke). But that you think might already be deconstruction." (Geoff Bennington) Es geht bei der Dekonstruktion, die auch als 'kreative Dekonstruktion' bezeichnet wird, kurz gesagt um eine Überwindung des Binären.
Ob es sich dabei um den "Stil" handelt, dem das Symbol free sun ebenso wie die Neue Form ihre Existenz verdanken? Ich weiß es nicht, vielleicht in westlichen Begriffen, ja. Da es sich bei beiden gleichsam um west- östliche Brücken handelt, findet man möglicherweise auch den Begriff "buddhistische Kunst" passender.
Die Bild-Logik Neue Form geht mit dem Anspruch, eine zeitgemäße Relevanz zur tatsächlichen existenziellen Lage, in der sich der Mensch — nicht nur der Mensch in Deutschland — jetzt befindet, darzustellen, auf die spezifischen Realitäten ein, die es heute (noch) vermögen, ihren Claim auf den Zeitgenossen zu erheben, und stösst dabei unvermeidlich auf den Widerstand jener, die darin — obendrein, wie sich herausstellt, aus nicht gerade uneigennützigen Gründen — versagen, eine Unterscheidung zwischen derlei Relevanz einerseits und solchen Versteinerungen andererseits zu treffen, die ihr Fortleben nur dem Verdienst des Staubsammelns — sowie dem wunderbar dazu passenden Vergehen des Beschuppens — verdanken.
... Auf eine Reihe eklatanter, ganz Deutschland und all seine Kommunizierfähigkeit nach innen wie nach aussen betreffende kulturelle Rückständigkeiten, und darunter als erstes den Aberglauben (siehe Text in der linken Spalte), der einst, kurioserweise im Namen des Glaubens, mit der deutschen Fahne Schwarz-rot-gold etabliert bzw. zementiert wurde und seither — im absoluten Widerspruch zu seiner alles Leben in Deutschland und weit darüber hinaus bestimmenden, unausgesetzten Virulenz und Rigorosität, möglicherweise gerade aufgrund seiner Konservierung in dieser irgendwie fälschlich zur Ikone der deutschen Demokratie hochstilisierten bzw. - dekretierten Fahne — weitgehend von den Zeitläuften verschont geblieben ist.
Es handelt sich bei diesem Punkt um eine exklusive mythologische, mythisch-rechtliche Besetzung im Innersten dessen, was — folglich und seither, d.h. wenn diese Fahne in charge war — als "deutsch" begriffen wird, um nicht weniger als die deutsche Bestimmung, die Besetzung des Landes, gleichsam, mit einem archaischen, einem autoritär, umfassend und ausnahmslos bis nach dem Tod alles menschliche Vermögen usurpierenden und in das Zentrum der katholischen Dogmatik aufgenommenen Mythologem.
Es wird ihr blind nachgefolgt, nicht zuletzt da diese Befolgung als und eben im nationalen Hoheits- Zeichen dispositiv an- und festgelegt, mithin paradigmatisch zum obersten, innersten Gesetz der Loyalität gegenüber dem deutschen Staat postuliert ist. Egal, wer oder was ihn regiert: Diese Patronage regiert.
Wo so lange blinder Gehorsam vorgeschrieben und eingefordert ist, muss rechtzeitig einmal ein Blick unter den Teppich gewagt werden — nicht dass es bald noch einmal böse Überraschungen gibt. Da wiederholt sich nämlich auch gerne etwas, ob es der Geschichte als solcher passt, oder nicht.
Kurz gesagt geht bzw. ging (oder, aufgrund der Unter- und Niederschlagung dieses Werkes durch eine Handvoll Privatjuristen "im Auftrag des Marktes", besser gesagt: ginge) es um eine Darstellung dessen, was in der lingua franca unserer Tage unter open mind verstanden wird — leider ein nicht gut ins Deutsche übersetzbarer Begriff. Vielleicht trifft es das Sprichwort 'Ein Bild sagt mehr als tausend Worte' am ehesten, und durch das erkennende Lesen des historischen Indexes, den die alte deutsche Fahne Schwarz-rot-gold also trägt, im Jetzt wurde sie in dem Werk schwarz-rot-gold-konkret visuell-kommunikativ auf diesen Begriff gebracht: Neue Form.
Durch dieses Werk der kulturellen Evolution — die Einführung einer höheren Ordnung durch deren Visualisierung — weisen diese Farben nun hier über das, was sie zu bezeichnen vorgeben, in vielfacher Hinsicht — sogar grundsätzlich — hinaus.
Dass es funktioniert, zeigt die ausserordentlich heftige, bandenmäßig bewusstseins- und politschwindlerische, diese Botschaft um jeden Preis fälschende Reaktion jenes bereits erwähnten, privatwirtschaftlich-politischen, "christlich" nationalkonservativ-, markt- wie bewusstseinsmonopolfixierten, letztendlich (mit der neuen Fahne aus ihrer Hand) gnädig korporatistisch-faschistischen, mit einer von ihnen zu ihrem Schutz klandestin über die nationale Sportorganisation — sowie die zunächst dort gaunerisch implementierte neue Fahne — neu etablierten Staatssicherheit rückversicherten, hyperdiktatorischen Lagers auf die Veröffentlichung: Eine typisch gewalttätige, das Neue in dessen Verramschung und dessen Verschleiß ausmerzende Repression unter Usurpierung staatsleitender Funktionen (was sich unzweifelhaft schon wieder Richtung Holokaust bewegt), bei der es in erster Linie darum geht, den open mind, der gültig zum Ausdruck gelangte, so schnell und so flächendeckend wie möglich wieder niederzuschlagen, und die Option selbst, durch die Mächte der reaktionären Manipulation und der konservativen Propaganda, zu besetzen — koste es, was es wolle. Wie eminent sich derlei Position und Aktion auszahlt, werden wir noch sehen.
das offene nach agamben
"(...) Es geht hier nicht darum, die Umrisse einer neuen, nicht mehr menschlichen und nicht mehr animalischen Kreatur zu zeichnen, die ebenso wie andere mythologisch wäre. Der Mensch war in unserer Kultur, wie wir gesehen haben, stets das Resultat einer Teilung und zugleich einer Gliederung des Animalischen und Humanen, wobei einer der beiden Begriffe jeweils auf dem Spiel stand. Die herrschende Maschine unserer Konzeptionen des Menschen abzuschalten, bedeutet also nicht, nach neuen, effizienteren und authentischeren Verbindungen zu suchen, als vielmehr, die zentrale Leere auszustellen, den Hiat, der — im Menschen — den Menschen vom Tier trennt, bedeutet also, sich in dieser Leere aufs Spiel zu setzen: Aufhebung der Aufhebung, Shabbat sowohl des Tieres als auch des Menschen. (...)" (Agamben 6, Das Offene, Kap. XX: Ausserhalb des Seins, S. 100). Vgl.: Ergebnis(se) [Fette Hervorhebungen im Text von mir; PH]
Was an dieser Stelle der deutschen Übersetzung in das Wort "die Leere" übertragen wurde, lässt sich bestimmt besser als "das Offene" — so ja auch der Titel des Buches — verstehen. Worum es bei der Erfüllung oder dem Erleben dieses Offenen genauer gehen könnte, davon hatte Agamben bereits an anderer Stelle gesprochen: In Bartleby oder die Kontingenz, gefolgt von Die absolute Immanenz (Agamben 8) vergleicht er es mit dem Denken eines reinen Potenzials, dem "Denken des Denkens" (zurückgehend auf Aristoteles; das Kontingente bedeutet bei ihm stets die-Möglichkeit-zu-beidem an sich, zu sein oder auch nicht, in den Akt überzugehen oder auch nicht, etc.), wo er es auch mit anderen philosophischen Warten abgleicht und insbesondere unter dem Aspekt der absoluten Immanenz betrachtet.
Die "Dimension" jener "Leere" als solcher, die eigentliche Botschaft des "Offenen" — und damit auch des Werkes Neue Form — jedoch, wird am besten von einem tibetischen Autor namens Klong-chen rab-'byams-pa erläutert.
eine vorgezogene postille
jenseits
"Was (...) aber ausserhalb des Seins gelassen wird, ist deswegen nicht verneint oder beseitigt und auch nicht inexistent. Es ist etwas Existierendes, Reales, das jenseits der Differenz zwischen Sein und Seiendes gelangt ist."
GIORGIO AGAMBEN 6, S. 100
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Giorgio Agamben, dessem Werk das hier vorgestellte Denkwerk ohnehin sehr viel zu verdanken hat (Siehe auch: Danksagung), fährt an der vielleicht dichtesten Stelle gegen Ende seines Buchs Das Offene mit einer Art in die Zukunft projizierender Bilanz fort, die wie das Motto des Zeichenprojekts Neue Form selbst klingen könnte; es sei von daher erlaubt, den betreffenden Absatz aus dem Kapitel Ausserhalb des Seins, der nur als Ganzes, inklusive des kleinen grammatikalischen Tricks im letzten Satz, verständlich wird, ungekürzt (siehe hier) wiederzugeben.
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Doch die oben zitierte Stelle selbst scheint eher karg belegt; möglicherweise handelt es sich dabei um ein Art insider-Rückbezug auf den früher (ital. Orig. 1993; dt.: 1998) von ihm in Bartleby oder die Kontingenz unter Verweisen auf andere, nicht gut zum Kontext des späteren (ital. Orig.: 2002; dt.: 2003) Buchs passende Quellen untersuchten und abgehandelten Gegenstand der potentia (zu-sein-und-nicht-zu-sein, also im aristotelischen Sinn). Dort schreibt er nämlich (S. 42): "Leibniz hat einst die ursprüngliche Potenz des Seins in der Form eines Prinzips ausgedrückt, das man gewohnt ist als 'Prinzip des zureichenden Grundes' zu definieren. Es lautet: ratio est cur aliquid sit potius quam non sit, "es gibt einen Grund dafür, dass etwas vielmehr existiert, als dass es nicht existiert". In dem Maße, in dem sie sich weder auf den Pol des Seins noch den des Nichts zurückführen lässt, stellt die Formel von Bartleby ["I would prefer not to"](...) "dieses stärkste aller Prinzipien" wieder in Frage, indem sie den Akzent gerade auf das potius, auf das 'eher' setzt, das dessen Skandieren hören lässt. Mit Gewalt aus ihrem Kontext gerissen, emanzipiert sie die Potenz (potius, von potis, ist gleichbedeutend mit 'mächtiger') genau so sehr von ihrem Zusammenhang mit einer ratio wie von ihrer Unterordnung unter das Sein."
Jenes "ausserhalb des Seins lassen", das weder "verneint", noch "beseitigt", noch "inexistent" ist, scheint sich später konkreter herauszukristallisieren (S. 62): Bartleby "nimmt die aristotelische These wörtlich, nach der die Tautologie "wird-stattfinden-oder-wird-nicht-stattfinden" in ihrer Gesamtheit notwendig wahr ist, jenseits des Eintreffens der einen oder der anderen Möglichkeit."
So gesehen ist Melville's Bartleby (in: Herman Melville Vortoppmann Billy Budd; geschrieben ca. 1890) ein Protagonist der kulturellen Evolution des Abendlandes, wenn nicht des gesamten Planeten, die sich anschickt, ihren Halbzeitpunkt (Vgl.: Ken Wilber, Halbzeit der Evolution) vielleicht endlich — gegen den nach wie vor erbitterten Widerstand der Restauration — zu überschreiten.
Das an sich bereits komplett hinter uns liegende Mythische, das vielen jedoch als das einzige, von der materiell-materialen Zwangsvorstellung der Rationalität (die seine aus ihm hervorgegangene Tochter ist, die uns, um im Bild zu bleiben, durch den Zwang zum Nachsitzen und tausendfachen Kopieren fälschlich als "die Vernunft des Planeten" angelernt wurde und wird) allein wieder befreiende, oder diese und die zum gegenwärtigen Zeitpunkt aus ihr entstandene, verfahrene Lage zumindest klärende oder, o Wunder, aus ihr wieder errettende Lüftchen vorkommen mag bzw. gleich wieder als die in "Heilige Bücher" abgepackte Droge angedient oder "am besten", ebenso nach historischer Gebrauchsanweisung, unterschwellig per Massenmanipulation und Propaganda zwangsverabreicht wird, wird gern programmatisch (oder auch einfach nur irrtümlich) mit der stets offen vor uns liegenden, lichtvolleren Entwicklungsstufe verwechselt, welche, da sie per definitionem noch nicht bekannt ist, immer mit dem Wort Mystik bezeichnet wird.
Der ("deutsche") "Michael", der in Deutschland so gut wie alles zwischen Geist und Recht, Gesetz und Gesetzanwendung, kurz, die gesellschaftliche Praxis wie die politische Theologie seit einem halben Jahrtausend zwangsbestimmt und der, wenn es nach dem Willen der heute erneut mit ungeheurer Macht zum "Monument der Wirtschaft" aufbrausenden Restauration ginge, auch das nächste "tausendjährige Reich" konstituierte, "dessen Farbe [allerdings nach der katholischen Dogmatik] Rot ist in all seinen Schattierungen", ist eine solche mythologische, mythisch-rechtliche Vorstellung — und genau um diese handelte sich auch bei dem, dem Hitler folgte bzw. zu erkennen und zu befolgen suchte ... und bei dem, was ihm folgte.
40 oder 50 Jahre lang wurde "der Ball flach gehalten", doch nachdem nach der Wiedervereinigung Deutschlands noch einmal 20 Jahre verstrichen sind, während deren "das Volk wieder zusammenwachsen" sollte, im Jahr 2009, nach "60 Jahren Grundgesetz" und eben zum "20. Jahrestag des Mauerfalls", im "Super-Wahljahr", soll der Mythos um jeden Preis wiederbelebt, der Endsieg eingefahren und dessen Ideologie revitalisiert werden.
Die Öffnung, die in der 2007 auf einem zu jener klandestinen, von der Restauration betriebenen "Entwicklung" (sprich Rückbildung) absolut jenseitigen Terrain veröffentlichten Bild-Logik Neue Form geschaffen wurde, zum Licht, das nicht einer besessenen Färbung bzw. Reduktion auf einen mythologisch (un-)bestimmten, allesverzerrenden Miniaturausschnitt unterliegt, sondern seiner Kapazität des gesamten Spektralbereichs — und damit dem vollen Potenzial des universalen Lebens — entspricht, wird augenblicklich von einer Horde korrupter Barbaren mit aller Gewalt und um jeden Preis wieder zugedengelt, dabei annektiert und zum Fahnenbetrug verwendet: Es handelt sich hierbei um genau die Sorte von Mensch, die noch nie verantwortlicher Mensch (im kosmischen Sinn) geworden ist und es auch nie werden wird, weil sie es vorzieht, das Leben per Usurpation der Zukunft durch eine heillose Vergangenheit, die per Kahlschlag und Raub zum Gelben vom Ei stilisiert wird, zu okkupieren — anstatt zu leben.
Eine riesige Industrie namens "Kreativ- und Kulturwirtschaft" (Jahresumsatz 2004 bereits über 5 Milliarden Euro, neuere Zahlen liegen nicht vor) ist in Deutschland entstanden, die allerdings, wenn sie sich so verhält wie ihr herausragender Vertreter Holger Jung von Jung_von_Matt (Jahreshonorarumsatz 560 Millionen Euro), die Kreativität keineswegs befördert, sondern im Gegenteil systematisch und mit aller kriminellen Energie der Welt vernichtet. Die Mächtigen, für die da gearbeitet wird (schäbigstes Beispiel dürfte wohl Bitburger und der DFB sein, wobei hier freilich im selben Atemzug von der CDU gesprochen werden muss), nehmen da genausowenig wie in irgendeinem anderen Bereich auch nur noch die geringste Rücksicht. Auch denen geht es, allerdings in einem stark beschränkten Sinn, ums Ganze.
Die Gesellschaft, davon gehen sie aus, befindet sich in ihrer Hand. Tatsächlich, jene frisst aus dieser — Wasser, das man nicht mehr trinken, Speisen, die man nicht mehr essen, und eine Luft, die man nicht mehr atmen kann sowie eine der Kunst gestohlene Freiheit, die nicht allein im Fall der Bild-Logik Neue Form, sondern zunehmend systematisch durch den alten Mythos ersetzt und damit jeweils im Keim — der in gewisser Weise, aufgrund der speziellen Antennen für das Offene, die alle Kulturkreativen, nicht nur die Künstler als solche, besitzen, das einzig chancenreiche Ferment für ein Entkommen aus dieser Unterdrückung ist — erstickt wird.