politik heute
"Die heutige Politik ist das verheerende Experiment, das auf dem ganzen Planeten Institutionen und Überzeugungen, Ideologien und Religionen, Identitäten und Gemeinschaften zerstückt und entleert, um deren endgültig entwertete Form dann wieder neu vorzulegen."
Giorgio Agamben, 3 (1996)
unlauterkeit
So wird klar, weshalb ausgerechnet die nationale Identitätsfälscherküche sich das Werk zu ihrem Werk zu machen versucht und dabei wissentlich zerstört, das erstmals die Öffnung praktisch geschafft, den Sinnen vorgestellt hat, welche bereits Hegel (sogar) theoretisch als die Identität von Identität und Nicht-Identität definiert hatte ... als er von Freiheit sprach.
sport und sportpolitik
Sport und Sportpolitik
Bericht im Goettinger Tageblatt, 23.06.2009 zur Konferenz Sportpolitik als wissenschaftliche Entwicklungsregion; Juni 2009, Göttingen
"(...) Die „Entwicklungsregionen“ der Sportpolitik wurden (...) bei der eineinhalb Tage dauernden Konferenz klar benannt: Doping- und Korruptionsaffären bringen den Leistungsport immer weiter in eine Glaubwürdigkeitskrise.
(...) Die Sportpolitik steckt in einem Dilemma, da im Sport allein der Erfolg zählt und die Politik nur diesen Erfolg sehen will, um sich damit zu schmücken.
(...) Arnd Krüger, Geschäftsführender Professor am Sportinstitut, beschäftigte sich im Rahmen der Konferenz mit den Problemen bei der „Zusammenführung zweier Doping-Sport-Systeme“ nach der deutschen Wiedervereinigung.
Wilfried Scharf, Professor für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft an der Sozialwissenschaftlichen Fakultät, zeigte die Macht der Medien und ihre Auswirkungen im Sport an historischen und aktuellen Beispielen.
Wolfgang Buss, beschrieb anhand der nationalen Euphorie während der Fußball-Weltmeisterschaft 2006, das Verhältnis zwischen Sport und Identität. (...)"
Siehe vor allem auch: Kommunikationsherrschaft
gut und böse IV
Gut und Böse I | Gut und Böse II | Gut und Böse III
"Das Böse" ist in Deutschland so (per "ausnehmender" Trikoloren-Umklammerung durch die heterochrome heraldische "Farbe" Schwarz-Gelb) in das Rot seiner Fahne eingelagert, dass es zugleich von ihm verdeckt, vertuscht ... instrumentalisierbar (es besteht an sich nur in der Instrumentalisierung des von Howard Bloom so genannten Luzifer-Prinzips, indem behauptet wird, es stehe nicht noch etwas Höheres "dahinter", in das es sich andauernd auflöse) geworden ... ist: Der "christliche" (depraviert-christliche) farbdogmatische Index für Rot — "Der Erzengel Michael, dessen Farbe das Rot ist in all seinen Schattierungen" — stimmt nicht; und das wiederum macht die Deutschen — gezielt — seit tausend Jahren wahnsinnig.
Und dies wiederum macht sie — kollektiv, oder besser gesagt als zwangskollektive Jongliermasse — zur fetten Beute des ekklesiastischen, staatsreligiösen Spiels der vom gemeinen Volk in seiner Absolutsetzung unerkannten Macht, die eben 1995 von dem Autor Howard Bloom — einmal ohne moralische Wertung — als das "Luzifer-Prinzip" bezeichnet worden ist.
Jene dieses Prinzip verdeckende — nicht reflektierende oder gar überwindende — "Erzengel Michael"-Allegorese, deren biopolitische Wertstellung, sozusagen, man in dem Henoch-Apokryph "Der Eid Aqae" findet, ist in ihrer Zuschreibung zur Farbe Rot falsch, und bereits der Titel, der Name dieses "Eides", verrät seinen Zweck, der in der Schöpfung und Etablierung der gewaltkonfigurierenden, souveränen Bannbeziehung, sowie dem durch diese Konfiguration verfügbar gemachten Aufhalten des Flüssigen, des freien Lebendigen besteht, "für die Zeit seiner Wut", wie es dort heisst, also für die Zeit seiner Gewalt über das Blut, über alles lebendige Blut, über das Rot.
Über das Rot heisst aber nicht Rot an sich — so, wie es an der Stelle der Mitte in der deutschen Fahne definiert sein müsste (und keineswegs ist, sondern eben per Postulat und Ausnahme politisiert und einer willkürlichen Gewaltdogmatik anheimgestellt ist, die ihm fixe "Werte" zuordnet ... genau gesagt, exakt diejenigen "Werte", die schon einmal zur Rampe von Auschwitz geführt haben und dort auch — von den Selektions-Michaels in SS-Uniform — als maßgeblich betrachtet wurden).
Das "Prinzip" des Rot — das das nur von den Besten, den Siegern, den Buddhisten zu ergründende "Prinzip" der Bitendenzialität des Seins reflektiert — bleibt im "Christlichen" (dem dualistisch eingekleideten, depraviert-Christlichen) unerkannt, und es ist ein Taschenspielertrick, wie er in diesem seltsam intrumentalisierbaren, kinderleicht auf "das Germanische" transponierbaren Glauben oft vorkommt, von etwas, über das per Postulat eine Gewalt hergestellt oder zumindest der Claim darauf eingetragen wurde, zu behaupten, man hätte es auch erkannt und sei deshalb in der Lage und befugt, darüber zu herrschen bzw. damit zu lenken. In Wirklichkeit — eine Wirklichkeit, die also ausgeblendet werden muss — kann man nichts implementieren oder erfahrungsmäßig erfassen, das man nicht versteht.
Mitnichten hat dieses Lager die Fähigkeit, der Farbe Rot gerecht zu werden; sie kann sie (bzw. die Welt) nur durch Gewalt beherrschen (und daher ging auch schon die Luthersche Reformation Anfang des 16. Jahrhunderts in Deutschland gewaltig in die Hosen, will heissen, brachte keinerlei moralischen Fortschritt, sondern übertrug nur, zu allem Überfluss, die päpstliche Autorität auch noch auf die Landesfürsten).
Deutschland ist dieser Farbe schon immer, im engeren Sinne, nämlich dem der Erkenntnis, aus dem Weg gegangen (das Einschließen derselben an der Stelle der Ausnahme in der deutschen Trikolore von 1848 ist, wie wir gesehen haben, ein gleichzeitiges Ausschließen), und dennoch — wohl gerade deswegen — wetteifern seine verschiedenen Lager schon immer, genauso auch heute, dabei um nichts anderes so stark wie um ihren Besitz, ihre Besetzung per Deutungs- oder Missdeutungshoheit, will heissen, um den Anspruch auf diese "Connection zur höchsten Autorität", zum "HERRN DER GEISTER", um die mysteriöse Mitte des deutschen Kreises, den Claim auf den deutschen Gedanken an sich ("Unser Freund und Führer Michael" gilt als der Patron Deutschlands).
Es ist von grösstem Interesse, zu beobachten, wie im "Eid Aqae" auf der einen Seite, durch die Behauptung einer besonderen Auswahl oder Auslese unter den zu den angeblichen Geheimnissen (nicht weniger als der Name Gottes selbst steht auf dem Spiel) des Mittlers Michael zugelassenen "Eingeweihten" eine Gruppe von "Gläubigen" aufgemacht wird, die sich, ohne dass ihnen allerdings irgendetwas in der Art des Versprochenen offenbart worden wäre, auf der anderen Seite gerade dadurch gegenüber dem Rest der Welt profiliert, dass jener Rest es wäre, wo die, "die den Menschen alles gezeigt haben" und dadurch die Verdammnis auf sich gezogen hätten, sind, welche also nun "zurecht" von den gläubigen, aber immer noch nicht mehr wissenden, sondern im genauen Gegenteil gegen alles derlei höhere Wissen in Stellung gebrachten Gefolgsleute "Michaels", "am Ort ihres Verderbens zusammengeführt" etc., jedenfalls gnadenlos massakriert werden.
Das Credo, der "Name Michaels" lautet: "Wer ist wie Gott", oder "Wer weiß, wie Gott ist oder heisst", und die einzige richtige Antwort muss lauten: Niemand. Sonst ...
Eine tolle Religion, deren Befreiung, Weiterentwicklung und Erfüllung immer auf das Eifersüchtigste verhindert worden ist (ist das der Grund für die "Erbfeindschaft" zwischen Deutschen und Franzosen?), der Wunschtraum jeder alleinigen Gnadenverwaltung jedes beliebigen Staates der Welt, gewiss auch von dem, in dem die, die "den Menschen alles zeigten", leben, da braucht man die Hand nicht umzudrehen. Verwaltung bleibt Verwaltung, Staat bleibt Staat, und der Eid Aqae fixiert die Regeln dabei so, wie er das Leben an sich fixiert, indem er an genau der Stelle, die er leer lässt, einen HERRN DER GEISTER postuliert. Eine nur schwer angreifbare Luftnummer, hermetisch abgeschirmt, ohne inhaltliche Substanz, die geraubt werden könnte, ein genialer Schatz, der sich selber verwahrt und verwaltet. Und kinderleicht von jedem halbgaren Nihilismus eingenommen werden kann.
Und vor allem: Mit Selbst-Alarm; wer sich ihm, sei es mit Wissbegier oder mit Macht, nähert, wird von ihm lauthals verschlungen, denn, erneut: 'Michael' heisst übersetzt "Wer ist wie Gott?!" — und wer hätte den exclusiv im Nichts hinterlegten Namen, die passende Parole parat, wenn es doch anderweitig heisst, "im Anfang" (lutherische Version) oder "am Anfang" (katholische Version) war das Wort, und das Wort war bei Gott"? — Und wer sie wüsste bzw. zu wissen glaubte, wäre also einer der anderen, der Feind aus dem Lager derer, "die den Menschen all das zeigten, was nicht für sie bestimmt war" ... und wenn es sich dabei auch bloß um so eine alttestamentarische Allegorese handelte wie bei "Michael"; da dieser offenbar die Figur der Blutrausch-Gewalt ist, ist die Rangfrage somit entschieden. Wer etwas gegen dieses Recht hat ... ist "böse". (Tatsächlich ist die Figur Michael von der ekklesiastischen Legende her als der große Kämpfer gegen das — damit irgendwie auch kreierte, manichäisch ausgewiesene — Böse belegt.)
Rot und Michael fallen deshalb praktischerweise in Deutschland in eins, und sie sind nur deshalb über eines bestimmt: Über nackte, in dem Fall zwangsweise infantil belassene intellektuelle, schnell einmal in Mord und Todschlag mündende Gewalt. Und das ist zweifellos die ultima ratio der Deutschen. Ihr Gott.
Den Gegenstand, und sei es das moderne Subjekt des Staates (subjectus supreaneus, das, was zugleich ganz oben und unten ist) zu fixieren wie das Präparat im Schmetterlingskasten.
Was würde ein in eine zu seelischer Infantilität verdammten Gesellschaft verdammter, den Gewalten des Kosmos, der Erde und sich selbst ausgelieferter Mensch lieber glauben als dieses Versprechen des Aufgehobenseins? Das Ereignis, das er darstellt, hätte festen Grund unter den Füßen, goldenen, "für die Zeit seiner Wut" festen Sand, eine Glasscheibe, oder noch besser, einen Fernseher vor der Nase, und im schwarzen Himmel einen Anker. Damit lässt sich Staat machen, und zwar ein Staat, der sich der Gesellschaft auch dann noch verkauft, wenn sie ihn schon nicht mehr braucht, wenn seine Epoche der Staatlichkeit zu Ende gegangen ist und er eigentlich nur noch eine von Geschäftemachern okkupierte Hülle ist.
Der Glaube versetzt Berge. Auch wenn das scheinbare Wissen, das ihn lenkt, falsch ist, wie man weiß; denn dann versetzt er eben die falschen Berge, und man kann ihn sogar einspannen, dass er einem die Berge versetzt, die einem im Weg stehen, oder unter denen, seien sie aus Sand, das Gold zu finden ist.
Und so spannt Bitburger gemeinsam mit Jung_von_Matt die DFB-Wirtschaftsdienste GmbH (Aufsichtsratsvorsitzender: Dr. Theo Zwanziger) ein, um endlich wieder den Ruch eines Plagiators loszuwerden, für den man schon den Plagiarius-Preis erhalten hat, und um gemeinschaftlich jene neue deutsche Fahne zu stehlen, die SachsenFahnen über den Mittelsmann GVK angeboten hat, um endlich wieder als originell dazustehen und echt, echt originell, an der deutschen Sieges- Geschichte mitgeschrieben, sie neu geschrieben zu haben. Denn "originell sein, heisst deutsch sein", wie es zu Zeiten Bismarcks geheissen hat.
Man wird in die Geschichtsbücher eingehen, Coca Cola wird einsteigen, der Innenminister wird ... der Papst und überhaupt. Man wird Deutschland weltweit voranbringen, und wenn schon nicht zu einem "Platz an der Sonne" (Wilhelm II:), so doch wenigstens die Welt heran an Bitburger Sun. Hauptsache, der Umsatz stimmt und die Kids fangen schon früh genug mit dem Bitburger-Saufen an. Bitte ein Bit! Das will frühzeitig ins Blut übergegangen sein, dann erzeugt es dort auch den gebührenden Anstand, den diese Gesellschaft heute so dringlich benötigt und mehr als alles andere gebrauchen kann. Mehr als alle Wahrheit zusammen.
Gut und Böse I | Gut und Böse II | Gut und Böse III
das rätselhafte geheimnis des Rot: gelüftet
Das Geheimnis des Rot ist jedoch nicht starr, sondern lebendig, agil, es ist kein Geheimnis des Kopfes allein, sondern in ihm liegt, gelüftet, das Sehen des Herzens.
Der rote Bereich in dem Bild des Svabhavikakaya, auf das das Werk Neue Form den Blick frei gibt und dessen Signatur somit sunyata ("die Lehrheit") ist, bezeichnet daher, einmal für sich betrachtet, den sogenannten Dharmakaya.
Wer sein Sein zu einem (imperialen) Dogma verdreht, raubt den Menschen ihr Herz und besetzt ihren Verstand — was also genau das ist, was in und mit der Konstruktion "SchwarzRotGold von 1848" vorgenommen worden bzw. geschehen war.
Die "Wahrheit" des anomischen Rot, das Rot in seinem eigenen Licht, kündet von nichts Partikularem, Einen oder Eingestaltigen, nicht von der angeblichen, unveränderlichen Transzendenz, die ihm — und damit der Anomie selbst — die abendländische Heraldik in Tateinheit mit der Theologie (und insbesondre dem Michaelsmythus) andichtete in ihrem gemeinsamen Bedarf an exclusiver Kennzeichnung und Fundierung eines (fiktiven) "Gottesgnadentums" und einer auctoritas principis ihrer Herrscher- und Identifikationsfiguren, sondern kündete sich mir vor langer Zeit einmal in einem Traum mit dem singularen, aber selbstlosen Augenherz einer immergrün—niemandigen, soll heissen stets neuzeitlich/gegenwärtig strukturierten, dabei sich-losen Gestalt an, die mit einer mächtigen, ringförmigen, roten Aura umgeben war, das bzw. die vom Schimmern eines silbrigweiß-himmelblauen Formlosen die Kraft hat, welches — weit draussen, aber dabei in derselben Seinsebene — in einem horizontal zu einem je helleren und dunkleren, mit wolkenrandförmigen Stößen zusammengefügten Feld aufgeteilten Fenster fliegt wie ein allesbedeckender Schwarm Vögel ... in zu ferner Weite, als dass jemand noch sagen könnte, ob nun die Ober- oder die Unterseiten ihrer Schwingen die eine oder die andere der beiden Farben hat, und die auch noch, je nachdem, über welch einem des Licht- und des Schattenfeldes, die dieses lebende offene Fenster darstellen, sie sich gerade befinden, untereinander abwechseln.
»Eine bestimmte Entensorte pflegt immer so knapp über dem Wasser zu fliegen, daß Wellen- und Flügelschlag wie Spiegelbilder voneinander erscheinen (...).« (Remann 1)
Es gibt nur eine Vogelsilhouette in dieser helldunklen, scheinbar dahinziehenden Schar, weit draussen — aber doch in derselben Seinsebene —, die vielleicht etwas größer erscheint; sie lebt gleichsam im Innersten jenes Fensters und wird offenbar nur gezeichnet vom Körper der anderen, oder induziert von diesen ... die sie zugleich als Gegenstand zu manifestieren scheinen und in ihr allgemeines Schimmern aufnehmen, sie auflösend wie ein Rätsel und als solches konstituierend zugleich —; so wechseln dort keine Farben ab und es handelt sich dabei in Wirklichkeit um eine perlmuttweiß-/blau schimmernde Verheissung der Leerheit:
"(...) der reine Spiegel, der in sich selber leer ist. Nur wer die Nichtigkeit der Welt und seiner selbst erkannt hat, sieht in ihr auch die ewige Zier."¹
Das Rot der roten, kreisrunden, mächtigen Ring-Aureole um diese an sich deutliche, mit einer grünen snake-bite-kid- (3D-Rauten-)Struktur überzogene, sich-lose Schemengestalt lebt, lebt davon, lebt von jener Bewegung, dieser mit ihr kommunizierenden Offenheit in jener Rück-Sicht weit draussen — aber in derselben Seinsebene —, fast als wäre es tatsächlich selber mitsamt seinem tief in ihm von solch verhüllter, leerer Gestalt über dem Herzen gehaltenen, dezentralen Herzauge eine von Überirdischem sprechende Erscheinung, die von solchem wie durch ein Fenster oder einen Schacht in derselben Seinsebene herüberfallenden Lichtschein und Schimmer erst ins Leben gerufen und dann auch ernährt werden würde.
Doch da all dies in eine einzige smaragdene, grenzenlose Strukturebene eingebettet erscheint, ist da "nichts Heiliges" (wie es ein Zen-Wort sagt); es "formuliert einen Rückschwung ins alltägliche Hier" (Vgl. Han 1), eine "Ent-spiegelung des Selbst" (Ebd.), den "Aufenthalt in einer vielgestaltigen Immanenz" (Ebd.).
Das in diesem Licht der Leere strahlend funkelnde Auge des Herzens ist dessen nonverbaler Verstand — der die Leere als Form, eben als die Leerheit (sunyata) zu erkennen vermag.
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Ich muss zugeben, dass mir dieses ebenso drastische wie rätselhafte Traumbild lange Zeit die größten Schwierigkeiten bereitet hat: etwas in all dieser Deutlichkeit zu sehen — sei es auch im Traum — und dabei nicht einmal erahnen zu können, um was es sich dabei eventuell handelt, reisst und rüttelt an einem. Eine elaborate farbige Skizze davon, die ich in den Tagen darauf angefertigt hatte, hätte ich bald beinahe vollständig wieder zerstört ... ich kam einfach nicht dahinter, bis — ja, bis ich mich mit einer Neufassung der "deutschen Farben" herumzuschlagen begonnen hatte und mir (lange nach getaner Arbeit) aufzugehen begann, dass mir bereits damals, nach immerhin jahrzehntelanger Praxis als Maler und Grafiker, mit diesem Traum ein Grundkonflikt zwischen meiner eigenen "deutschen" Prägung bzw. Beschränkung, und einem anderen, "echteren" Verständnis der Grundfarbe Rot bzw. des Bereichs, den sie bezeichnet, und der ihre Dichte bezeichnet, aufging.
Vor kurzem (d. i. lange, nachdem ich den oben zu schildern versuchten, für meine Farben- und Formauffassung und daher auch für meine viel später erfolgte Neugestaltung der "deutschen Farben" in dem Werk Neue Form wichtigen, wenn nicht entscheidend wichtigen Traum hier aufgeschrieben hatte) stieß ich auf eine Lektüre, die die ganze Sache, um die es (auch) mir geht, in geradezu verblüffender Deckungsgleichheit auffasst: Byung-Chul Han's Philosophie des Zen-Buddhismus. Han schreibt in dem Kapitel Niemand (S. 67):
"Dem Hegelschen Geist, dessen Grundzug die Innerlichkeit ist, ist gewiss der zen-buddhistische Geist entgegengesetzt. Die zen-buddhistische Übung ist der Versuch, den Geist zu ent-innerlichen, ohne ihn jedoch in ein bloßes ›Außen‹ zu versenken, zu verkehren oder zu einer »vegetabilen Hülle« auszuhöhlen. Der Geist soll ent-leert werden zu einer Wachheit und Sammlung ohne Innerlichkeit. (...) Satori ist das Andere der »Selbstischkeit«, das Andere der ›Innerlichkeit‹, das jedoch keine ›Äußerlichkeit‹ oder ›Entfremdung‹ bedeutet. Überschritten wird vielmehr die Unterscheidung von ›Innen und Außen‹. Der Geist ent-innerlicht sich in eine In-Differenz, ja ins Freundliche."
¹Bi-yän-lu. Meister Yüan-wu's Niederschrift von der Smaragdenen Felswand, übers. von Wilhelm Gundert, 3 Bde., München 1960-1973, hier: Bd. 1, S. 145; zitiert nach Han 1, S. 64 (Hervorhebungen von Byung-Chul Han).