reine kreativität
Ich bin [nicht] Nichts im Sinne der Leerheit, sondern das schöpferische Nichts, das Nichts, aus welchem Ich selbst als Schöpfer Alles schaffe. MAX STIRNER, Der Einzige und sein Eigentum, 1844
— Das ist die Kunst, frei zu sein. —
Eine r e i n e Kreativität entspricht rundweg der Konzeption der Reinheit von Walter Benjamin, wie sie vom Herausgeber der italienischen Ausgabe der Gesammelten Werke Benjamins, Giorgio Agamben, 80 Jahre nach diesem rechts- und geschichtsphilosophischen Autor und Kunsttheoretiker anhand dessen Thesen in dem Essay Zur Kritik der Gewalt (1921) im Hinblick auf den dort "wesentlichen Terminus technicus" (Agamben 7, S. 73) — "rein" — verstanden und expliziert wird:
"Im Januar 1919, also etwa ein Jahr vor der Abfassung des Essays, sehen wir Benjamin in einem Brief an Ernst Schoen, der Motive aufnimmt und weiterentwickelt, die er zuvor schon in einem Aufsatz an Stifter ausgearbeitet hatte, mit großer Sorgfalt dasjenige bestimmen, was er unter Reinheit versteht, nämlich 'dass es ein Irrtum sei, eine in sich bestehende nur der Bewahrung bedürftige Reinheit irgendwo vorauszusetzen [...]. Die Reinheit des Wesens ist niemals unbedingt oder absolut, sie ist stets einer Bedingung unterworfen. Diese Bedingung ist verschieden je nach dem Wesen um dessen Reinheit es sich handelt; niemals aber liegt diese Bedingung in dem Wesen selbst. Mit anderen Worten: die Reinheit jedes (endlichen) Wesens ist nicht von ihm selbst abhängig [...]. Für die Natur ist die ausserhalb ihrer selbst liegende Bedingung ihrer Reinheit die menschliche Sprache.' (Benjamin, Briefe; Frankfurt am Main: Suhrkamp 1966, S. 206)" [Siehe weiters zu den grundsätzlich verschiedenen Ansätzen der menschlichen Sprache, nämlich denotativ und konnotativ, den Text rechts]
Agamben führt weiter aus (und ich zitiere in voller Länge, da an dieser Stelle des Buches "Ausnahmezustand" — eine Lektüre, der ich auch den Aufschluß über den Grund meines wachsenden Unbehagens gegenüber der Fahnengrafik "Schwarz-Rot-Gold von 1848 (bzw. 1815)" verdanke, die in semantischer Hinsicht wegen der in ihr gegen die Regeln der Heraldik getroffenen Gewalt-Konstellation, dem Ineinanderschieben der die historischen Komponenten der Rechtsordnungen des Okzidents, auctoritas und potestas, das Dispositiv eines Ausnahmezustands par excellence bezeichnen, da sie sich hier gegenseitig indeterminieren — die in dem Werk Neue Form darzustellende Lösungsidee entstand): "Diese nicht substantielle, sondern relationale Konzeption der Reinheit ist für Benjamin so wesentlich, dass er im Essay von 1931 über Kraus noch einmal schreibt, 'nicht Reinheit' stehe 'im Ursprung der Kreatur, sondern die Reinigung' (Benjamin, Karl Kraus; 1931, S. 365). Das bedeutet, dass die Reinheit, um die es im Essay von 1921 geht, keinen substantiellen Charakter hat, der zur gewaltsamen Aktion an sich gehört — dass, mit anderen Worten, die Differenz zwischen reiner Gewalt und mythisch-rechtlicher Gewalt nicht in der Gewalt selbst beheimatet ist, sondern in ihrer Beziehung zu etwas ausser ihr. Was diese äussere Bedingung ist, wird zu Beginn des Essays deutlich ausgesprochen: 'Die Aufgabe einer Kritik der Gewalt lässt sich als Darstellung ihres Verhältnisses zu Recht und Gerechtigkeit umschreiben.' (Benjamin, Zur Kritik der Gewalt) Auch das Kriterium der 'Reinheit' der Gewalt läge folglich in ihrer Beziehung zum Recht (das Thema Gerechtigkeit ist im Essay tatsächlich nur in Bezug auf die Zwecke des Rechts behandelt).
"Benjamins These lautet, während die mythisch-rechtliche Gewalt immer Mittel zum Zweck sei, sei reine Gewalt nie einfach das — berechtigte oder unberechtigte — Mittel zum (gerechten oder ungerechten) Zweck. Die Kritik der Gewalt bewertet nicht die Gewalt in bezug auf die Zwecke, die sie als Mittel verfolgt, sondern sie sucht 'nach einem Kriterium, einer Unterscheidung in der Sphäre der Mittel selbst, ohne Ansehung der Zwecke, denen sie dienen' (Ebd.).
"Hier zeigt sich das Thema — das im Text zwar nur für einen Augenblick, aber doch lang genug aufscheint, um die gesamte Schrift zu erhellen — der Gewalt als 'reinem Mittel', d. h. als Form einer paradoxen 'Mittelbarkeit ohne Zwecke': einem Mittel also, das, auch wenn es ein solches bleibt, unabhängig von den Zwecken betrachtet wird, die es verfolgt. Das Problem ist dann nicht, gerechte Zwecke auszumachen, sondern vielmehr 'eine Gewalt anderer Art' zu entdecken, 'die dann freilich zu jenen Zwecken nicht das berechtigte noch das unberechtigte Mittel sein könnte, sondern überhaupt nicht als Mittel zu ihnen, vielmehr irgendwie anders sich verhalten würde' Ebd.).
"Wie ist dieser irgendwie andere Bezug zu einem Zweck beschaffen? Es dürfte angebracht sein, auch auf den Begriff eines Mittels, das 'rein' ist, die Betrachtungen zu beziehen, die wir soeben in Bezug auf die Bedeutung dieses Terminus bei Benjamin angestellt haben. Das Mittel verdankt seine Reinheit nicht einer spezifisch intrinsischen Eigenschaft, die es von rechtlichen Mitteln unterschiede, sondern seiner Beziehung zu ihnen. (...)" (Agamben 7, S. 73f)
Das Werk Neue Form kündet — gerade weil es den Blick auf die "Durchbrechung [des] Umlaufs im Banne der mythischen Rechtsformen [— die Gewalt als rechtsetzende und rechterhaltende —], [die] Entsetzung des Rechts samt den Gewalten, auf die es angewiesen ist wie sie auf jenes, zuletzt also der Staatsgewalt" (Benjamin 1, S. 64) freigibt und dieses ent-setzende Ereignis in einem reinen, von einem tantrischen, d. h. eben offenen, hinsichtlich der metaphysischen Tradition des Abendlandes neuartigen Zusammenhalt geprägten Werk zu manifestieren vermag — von einer solch freien Kreativität, wie sie dann der "Gewalt als 'reinem Mittel', d. h. als Form einer paradoxen 'Mittelbarkeit ohne Zwecke'" (Agamben, s. o.) entspricht ... und nicht einer unbedingten "individuellen Kreativität", die immer das Fressen derjenigen Gewalt bleiben wird, "die Mittel zur Setzung des Rechts ist, den eigenen Bezug zu diesem nie entsetzt und so das Recht als Macht inthronisiert, das 'notwendig und innig an sie gebunden bleibt' (Benjamin 1)" (Agamben 7, S. 75)
Es kommt also nicht von ungefähr, dass das Werk Neue Form — um buchstäblich jeden Preis — von Juristen gestohlen bzw. enteignet werden, die Unterschlagung der Original-Werkdatei rechtsmissbräuchlich nach CDU-Verwaltungsrichter-Gutsherrenart gedeckt, mit falschen Siegeln niedergeknutet und unter falschen Etiketten verdreht, sowie schließlich gänzlich annektiert werden soll.
"(Reine Gewalt) exponiert und unterbricht die Verbindung von Recht und Gewalt und kann so letztlich nicht als Gewalt erscheinen, die regiert und ausübt ['die schaltende'], sondern als Gewalt, die rein handelt und manifestiert ['die waltende']" (Ebd.) Bei Benjamin klingt das direkt wie eine Lanze für die freie Kreativität der Kunst (oder, wie Alain Badiou es zu Beginn des neuen Jahrhunderts sagt, für die affirmative Kunst): "Ist aber der Gewalt auch jenseits des Rechtes ihr Bestand als reine unmittelbare gesichert, so ist damit erwiesen, dass und wie auch die revolutionäre Gewalt möglich ist, mit welchem Namen die höchste Manifestation reiner Gewalt durch den Menschen zu belegen ist. Nicht gleich möglich noch auch gleich dringend ist aber für Menschen die Entscheidung, wann reine Gewalt in einem bestimmten Falle wirklich war. Denn nur die mythische, nicht die göttliche, wird sich als solche mit Gewissheit erkennen lassen, es sei denn in unvergleichlichen Wirkungen, weil die entsühnende Kraft der Gewalt für Menschen nicht offen zutage liegt. Von neuem stehen der reinen göttlichen Gewalt alle ewigen Formen frei, die der Mythos mit dem Recht bastardisierte. Sie vermag im wahren Kriege genauso zu erscheinen wie im Gottesgericht der Menge am Verbrecher. Verwerflich aber ist alle mythische Gewalt, die rechtsetzende, welche die schaltende genannt werden darf. Verwerflich auch die rechtserhaltende, die verwaltete Gewalt, die ihr dient. Die göttliche Gewalt, welche Insignium und Siegel, niemals Mittel heiliger Vollstreckung ist, mag die waltende heissen." (Benjamin1, S. 64)
Die selbsternannten Katechonten des Abendlandes, die Aufhalter der Zeit und damit der Evolution — der deutsche Rechtsphilosoph und, mit einem schönen Wort von Giorgio Agamben, Apokalyptiker der Gegenrevolution, Carl Schmitt, sah sich als einen solchen (Vgl. "Katechon" und "Anarch", von Bernd A. Laska), und der ehemalige CDU-Verwaltungsrichter Dr. Theo Zwanziger beliebt sich auch als ein solcher zu gerieren, während er sich die Taschen mit dem dringlich aufgehaltenen und konfiszierten Gut per Neuauflage aus falscher Hand vollmacht, ganz wie der jahrzehntelange Vorsteher der Heiligen Inquisition und heutige Papst aus Deutschland auch in dieser Rolle sein Bestes zu geben versucht, während er sogar von der deutschen Bischofskonferenz für seine jedweder Kritik an der gängigen Wirtschaftsjuristenkleptokratie baren Enzykliken kritisiert wird — entpuppen sich freilich im Zeitalter einer sich vollendenden Weltgesellschaft als der Antichrist, der sie, jeder für sich, selbst sind: "Was ist das Grausige an ihm? Warum ist er mehr zu fürchten als ein mächtiger Tyrann...? Weil er Christus nachzuahmen weiss und sich ihm so ähnlich macht, dass er allen die Seele ablistet." (Carl Schmitt in seiner frühen Schrift Theodor Däublers "Nordlicht", S. 61)
Die von Paulus, dem apostolischen Berichterstatter, als die komplementären Wesensmerkmale des von ihm erstmals, im 2. Abschnitt seines 2. Briefes an die Thessalonicher, genannten Katechon, dem Aufhalter des Widersachers Christi (Antichrist), beschriebenen Eigenschaften haben sich — zumindest im Falle Zwanziger und der vom Verfasser bis in die letzten Winkel beweiskräftig ausgeleuchteten Rolle, die dieser CDU-Verwaltungsrichter bei der Fahnenmotiv-Zensur-, -Raub-, -Verschiebungs- und Betrugsaffäre spielt — längst auf die falschen Aufhalter verschoben, die also jetzt selbst diese Zeichen des Antichrist tragen: "er setzt sich [bzw. seinen Verbandskuckuck] an die Stelle Gottes, und er versteckt sich [...] hinter einer täuschenden Fassade" (nach Bernd A. Laska, S, 37)
Wo sich solcher Filz von Recht und Gewalt nicht nur als nahezu unauflösbar erweist, sondern seine mit den Mitteln der Kunst vorgeschlagene, auf dem Schachbrett der Geschichte (selbst wenn es für alle Zeiten verborgen bleiben sollte) bereits siegreiche, individuelle Auflösung heimtückisch und mit feiger Übermacht meuchelt, hat sich das politisch-rechtliche System bereits wieder in eine tödliche Maschine verwandelt.
»wahrhaft politisch ist ...
... nur solches Handeln, das den Bezug zwischen Gewalt und Recht rückgängig macht ..." (Giorgio Agamben 7, S. 104)
Das ist die kulturkreativ- politische Identität der Fahne Neue Form, die das Offen-sein ausstellt, die die Gemeinsamkeit der Kulturkreativen ist: Das Frei-sein.
Es leuchtet von daher ein, dass sie von jener Übermacht der Repression und der Alten Ordnung, zusammen mit der ureigenen Identität ihres Schöpfers (so ist das in so einem Fall), entrissen werden soll bzw. entrissen wurde.
Sie muss aus dem Maul des gewalttätigen und totalitären Drachens zurück geholt werden.
"holzwege"
"Holz lautet ein alter Name für Wald. Im Holz sind Wege, die meist verwachsen jäh im Unbegangenen aufhören.
Sie heissen Holzwege.
Jeder verläuft gesondert, aber im selben Wald. Oft scheint es, als gleiche einer dem anderen. Doch es scheint nur so.
Holzmacher und Waldhüter kennen die Wege. Sie wissen, was es heisst, auf einem Holzweg zu sein."
(Heidegger 5, Frontispiz)
fahnenbetrug
"Nichts", so sagte einst ein Mann aus Madagaskar, "fürchte ich mehr als eine falsche Fahne."
Damit stellt sich der Feind dort auf, wo er nichts verloren hat, aber am gefährlichsten ist; eine falsche Fahne ist so gesehen nichts anderes als sein Trojanisches Pferd.
In diesem Fall ist es also die Jetzt-Zeit (Walter Benjamin meinte m. E. mit diesem Wort dasselbe, was Generationen später Steven Harrison mit der Formel "das, was als Nächstes kommt", zu sagen versuchte), in der und durch die eine tatsächlich neue, zugleich deutsche und nicht-deutsche, das heisst auch die Freiheit an sich einbeziehende Identität aufgemacht wurde, die er, kaum seinem trojanischen Pferd entstiegen, tötet.
Ohne diese aber wird alles Nichts sein. Und noch dazu das falsche, das absolute Nichts.
der 'Stoff'
Zum leichteren Einstieg sowie zum besseren Verständnis der hier vorgestellten, evolutionären Arbeit.
Der künstlerische "Anker" des Verfassers ist, wie einst von Joseph Beuys gefordert, der Begriff von Freiheit, den er sich erobern konnte und den er in seiner Arbeit ausführen kann; dabei handelt es sich im vorliegenden Fall um ein Frei-Sein, welches sich kaum mehr mit den einschränkenden Begriffen der abendländischen Sprachen erfassen oder kommunizieren lässt — doch schließlich gibt es ja auch noch Bilder oder andere Möglichkeiten, nicht wahr, und die Bild-Serie, in der das Verständnis des Verfassers von Freiheit bzw. Frei-Werden und Frei-Sein nicht nur am vielleicht dichtesten aufscheint, sondern aufgrund der Anwendung desselben Proportionsgesetzes sowie des Kreisens um dieselben buddhistischen Begriffe rig-(pa) bzw. ma-rig-(pa), welche hier gleich erklärt näher werden sollen, auch mit der vorliegenden Arbeit Neue Form sehr viel zu tun hat, ist die tantrayana oder Diamantfloß oder free sun genannte Folge, von der an der einen und anderen Stelle dieser Website etwas zu sehen ist.
Und es gibt eben die holistische Prozessphilosophie des tibetischen Denkens der sogenannten Älteren Überlieferung (rDzogs-chen; spr.: dzog-dschen), das sich im Original in einer von allen anderen, namentlich denotativen Sprachen verschiedenen, nämlich konnotativen — und damit sicherlich aller Kunst an sich angemesseneren — Weise fortbewegt.
Ich selbst bin des Tibetischen als solchem leider nicht mächtig, und daher auf Übersetzungen und die weisen Anmerkungen von Kennern angewiesen. Zur vorliegenden Arbeit, deren 'Stoff' ein ebenso besonderer wie allesdurchdringender ist, muss ich eine Stelle aus einem tibetischen Text zitieren, den der weltberühmte Buddhismusforscher und Übersetzer Herbert V. Guenther, der — wie ich in seiner Folge — keinen Hehl aus dem Faible für das rDzogs-chen- Denken macht, zunächst ins Englische übersetzt und dann — was nur mit sehr wenigen seiner Schriften geschehen ist — zusammen mit seiner Frau Ilse ins Deutsche gebracht hat. Dort kommen die Worte rig-(pa) und ma-rig-(pa) vor, und um diese Begriffe zu verstehen, muss man etwas ausholen — was H. V. Guenther zum Glück in dem Essay Selbsterkenntnis als Selbsterfüllung, der auch den schon angekündigten Text beinhaltet, bereits getan hat. Er führt aus:
"(...) Auf die rDzogs-chen Denker geht die interessante Entdeckung zurück, dass es zwei Arten von Intelligenz gibt: Die erste ist die Intelligenz, die das Sein an sich (und damit auch unsere eigene verkörperte Existenz, da wir ein integraler Bestandteil des Seins sind) durchdringt; die zweite ist eine Intelligenz, die als Rationalität eng mit dem Ich verbunden ist und deren Intensität als gering, mittelmäßig oder hoch messbar ist. Tibetisch heißen diese beiden Arten von Intelligenz rig-(pa) bzw. ma-rig-(pa). Die Ausdrücke sind schwer zu übersetzen, weil es sich um durchaus dynamische Begriffe handelt, die der unmittelbaren Erfahrung entnommen sind.
Der Ausdruck ma-rig-(pa) wird tibetisch erklärt als gleichbedeutend mit 'khrul-pa — 'Irregehen, irrtümliche Identifizierung'; das zeigt, dass es sich hier keineswegs um Nichtwissen (wie es häufig übersetzt wird), d. h. einen Mangel an Wissen handelt, sondern um die Feststellung, dass in der gegebenen Situation nicht das rig-pa, 'die überbewusste ekstatische Intensität', wirksam ist, sondern eine wesentlich herabgesetzte Intensität. (...)" (Herbert und Ilse Guenther 7, p.13)
Es folgen nun in dem Essay einige hochinteressante Erörterungen zu rig-(pa) und ma-rig-(pa), die hier leider nicht im einzelnen wiedergegeben werden können — leider, weil sich dort der für den entscheidenden Unterschied zwischen dem Werk Neue Form und der Fahne "SchwarzRotGold/1848" möglicherweise bezeichnendste Hinweis findet, nämlich dass es ohne ein Erkennen der schöpferischen Kraft (des Seins) bei einer "irrtümliche[n] Identifizierung mit einer Hölle" bleibt (Vgl. Ebd. p.210, n.4).
Das rig-pa jedenfalls besitzt, so die tibetische Ansicht, verschiedene Funktionen, und "auch die Psyche / Mentalität ist die innere Dynamik des rig-pa. Was das bedeutet", heisst es in dem verschiedene Original-Textstellen präsentierenden Buch weiter, "führt der Text [Kun-tu-bzang-mo klong-gsal 'bar-ma nyi-ma'i gsang-rgyud, 25: 350ab] weiter aus:
»Der aus Offenheit und Nichthaftigkeit bestehende 'Stoff' (...) (des Seins) als Mentales / Mentalität ist eine Helligkeit ohne eine Spur (von Helligkeit) darin.
Das eigene Wesen (...) (des Seins) als Mentales / Mentalität ist eine strahlende ekstatische Intensitäts-Nichthaftigkeit.
Die das rein Sinnliche überschreitende Anteilnahme (...) (des Seins) als Mentales / Mentalität ist eine Unberührbarkeit hinsichtlich des Subtilen und Grobstofflichen.
Mentales / Mentalität ist, sofern es eine Klassifizierung in zwei Gruppen erzeugt, leuchtend, aber hinsichtlich des aus Offenheit und Nichthaftigkeit bestehen 'Stoffes' macht sie diese (zwei Gruppen) zunichte.
In dieser Hinsicht stellt es keine Dualität seiner selbst und des rig-pa dar;
es ist vielmehr im Körper, der etwas Wertvolles ist (...),
das eine, holistisch alles durchdringende Mentale / Mentalität.
Sein aus Offenheit und Nichthaftigkeit bestehender 'Stoff' in der Funktion des zunichte Machens und des Ausstrahlens (...)
bleibt bestehen als Verkörperungsstruktur (...) des Erlebenden;
sein Wesen in seiner Funktion als Ausstrahlen und zunichte Machen (...) bleibt bestehen als das Leuchten der selbstorganisierenden Informationsdynamik (...);
seine das rein Sinnliche überschreitende Anteilnahme in ihrer Funktion als Aufleuchten und zunichte Machen (...) bleibt bestehen als eine leuchtende Lampe.«" (Ebd. p.19f)
Zu "rig-pa auf seinem höchsten Niveau" sagt Guenther (Ebd., p.16): "Aufgrund der tibetischen hermeneutischen Erklärungen übersetze ich rig-pa mit 'überbewusster ekstatischer Intensität'; dabei weist Intensität auf Anregung und Anregungsfähigkeit des Ganzen in einem ekstatischen Zustand, wobei man ausserhalb (ek) der engen Grenzen des Ichs steht (stasis). Daher ist rig-pa überbewusst, was sich in zwei Richtungen auswirkt: Einerseits ist rig-pa grundlegend für das Ganze und durchdringt dieses, sowohl von der Perspektive des immer vorhandenen Erlebenden aus als auch vom Ganzen aus gesehen, das sich im Erlebenden einschließt. Hier ist rig-pa stabil, aber durchaus nicht stagnierend. Andererseits ist rig-pa unstabil (aber weder unausgeglichen noch unbeständig) und daher schöpferisch, indem es ein neues, frisches Blickfeld zugänglich macht. Gerade im Bereich zwischen den zwei Extremen, der überbewussten ekstatischen Intensität (rig-pa) und der herabgesetzten Anregungsfähigkeit (ma-rig-pa), besteht eine innere Dynamik, die mit dem Ganzen untrennbar verbunden ist, aber doch so, dass sie nicht auf das Ganze reduziert werden kann. Sie wirkt, indem sie das eine oder andere Extrem hervorruft, entweder als Annäherung an das, was einfach da ist, oder als eine Entfernung von diesem. Der Text [Rin-po-che 'od-'bar-ba'i rgyud, Taipei ed., Vol. 55, p. 404, column 7] sagt darüber:
»Der Stoff, aus dem die überbewusst ekstatische Intensität gemacht ist, ist die Irrealisierung (dessen, was als real gilt); [*Fußnote im Originaltext*; siehe "zang-thal"]
ihre innere Dynamik ist die größte wertend verstehende Urteilskraft und
ihr sichtbares Funktionieren liegt darin, dass es sich mit dem beschäftigt, was keine Dualität ist.« (Ebd. p. 16f).
die besiegte falsch-autorität: free sun
Seit Menschengedenken führten verschiedene, insgesamt betrachtet scheinbar fortschreitende, jedenfalls aber stets in andere menschengemachte Signets gegossene, "heliozentrische" und "kosmogonische" Interpretationen des zentralen Tagesgestirns — der Sonne, um die die Erde kreist und welche sie erwärmt, während sie die auf jener stattfindende und ohne ihr Licht tatsächlich undenkbare Welt im ständig wiederkehrenden Rhythmus aus der ebenso beständig wiederkehrenden Nacht heraus erhellt — die Vorstellung von Macht und Autorität an, bzw. verführ(t)en dann diese in ihren jeweiligen "Neuerungen" zu entsprechenden Gesellschaftsgestaltungen und -formationen ... mit einer Kaste von angeblich "wegweisenden Wissenden" unter einem Führer (oder auch einer Führerin) an der Spitze der jeweiligen "initiierten" Hierarchie, die sich aus der konsequenten Niederwerfung und Unterdrückung der "Unwissenden" ergab bzw. aus der Ausgrenzung der Nicht-Initiierten in die Symbolik des jeweils anderen, neuen "Sonnenstaats-Signets", d. h. aus der ein solches hervorbringenden Idee.
Nach der grandiosen — bezeichnenderweise nie ins Deutsche übersetzten — Zusammenschau von Jean-Michel Angebert (Les mystiques du soleil) aus dem Jahr 1971 lässt sich eine geschichtliche Abfolge aus Interpretationen einer Sonne der Lebenden (beginnend mit dem Scheiben-Kult des Ägypters Akhenaton, gefolgt von Zoroaster und den "Söhnen des Lichts", Alexander dem Großen und den "Söhnen Amons", sowie Julius Cäsar als dem "Helios-König") sowie aus Interpretationen einer Sonne der Toten (mit dem Staufer Friedrich II. und dem "Großen Sonnenwerk", Napoleon und dem "Sonnenadler", sowie Hitler mit dem Hakenkreuz und mit der "Schwarzen Sonne") erkennen (welche Angebert mit einem Epilog auf den Kult der "Roten Sonne" des seinerzeit noch lebenden Mao-Tse-Tung abschließt).
All diese autoritären Kulte bzw. die daraus entstandenen totalitären Regime haben es gemein, sich auf eine (jeweils) "unbesiegte Sonne" — mit anderen Worten auf ein "unbesiegbares", leider stets ein falsches und unzureichendes Denken repräsentierendes Reich der Einheit — zu berufen.
Und genau in diesem zentralen Punkt unterscheidet sich die Freisonne (free sun © 1990 P. Hauf — tantrayana oder A Going towards Freedom) von all jenen: Hier wurde aller Zentralismus im Kern — das Irrlicht der "Eins" — überwunden ... die stets für autoritäre Regime symptomatische, "unbesiegte Sonne" besiegt ... dieses sich stets auf eine andere Abart von — letztendlich nirgendwo im Universum substanziell existierende — EINHEIT berufende, dabei zwangsläufig immer das geheimnisvolle grundlegende Frei-Sein des Ganz-Seins in seinem Eins-Sein nicht verstehende, nicht verstehen wollende und proaktiv leugnende Gefängnis gesprengt.
Das Fahnenbild Neue Form (2007) der "panokratischen Freisonnenfahne" (nach der Wortschöpfung Panokratie des Düsseldorfer Informatikers Tobias Breiner) sowie des entsprechenden Gesamtkunstwerks bzw. Gesellschaftsprojekts Neue Form entstand aus genau dem selben, "a-prinzipiellen", im Beuysschen Sinne evolutionär-revolutionären, also den mit allem und jedem im Universum geteilten Standpunkt des Frei-Seins seines Schöpfers im Eins-Sein des Ganz-Seins abbildenden Gestaltungs-"Prinzip" wie das Werk free sun.
vom wachhalten der frage nach dem frei-sein des ganz-seins in seinem eins-sein
"... sprich dort, wo es >>kein >Land< mehr<< gibt." (Jean-Luc Nancy zitiert Nietzsche: singulär plural sein, S. 9)
"Das, was etwas ist, wie es ist, nennen wir sein Wesen. Der Ursprung von etwas ist die Herkunft seines Wesens. Die Frage nach dem Ursprung des Kunstwerkes fragt nach seiner Wesensherkunft. Das Werk entspringt nach der gewöhnlichen Vorstellung aus der und durch die Tätigkeit des Künstlers. Wodurch aber und woher ist der Künstler das, was er ist? Durch das Werk; denn, dass ein Werk den Meister lobe, heisst: das Werk erst lässt den Künstler als einen Meister der Kunst hervorgehen. Der Künstler ist der Ursprung des Werkes. Das Werk ist der Ursprung des Künstlers. Keines ist ohne das andere. Gleichwohl trägt auch keines der beiden allein das andere. Künstler und Werk sind je in sich und in ihrem Wechselbezug durch ein Drittes, welches das erste ist, durch jenes nämlich, von woher Künstler und Kunstwerk ihren Namen haben, durch die Kunst. (...)" (M. Heidegger 4, S. 7)
Niemand hat das Geheimnis der nicht-monotheistischen "Quelle" der Kreativität, den "anfangslosen Anfang", je annähernd so gut zu beschreiben vermocht als jener tibetanisch-buddhistische Autor des 14. Jahrhunderts, Klong-chen rab-'byams-pa, in seinem Essay The Full-fledged Khyung-chen Bird (Der flügge schlüpfende Khyung-Chen).
Das nicht-monotheistische Werk Neue Form entspricht diesen Gedanken — die die vom Abendland unter Strafe seines Untergangs (wie der Zerstörung des gesamten Planeten Erde) unbedingt zu erreichende, nächsthöhere bzw. höchste Bewusstseinsstufe (nämlich das Wachhalten der Frage nach dem Frei-sein des Ganz-seins in seinem Eins-sein) repräsentieren — voll und ganz.
es geht um ein offenes geheimnis
Das als "christlich" verkaufte — wie sich (beispielsweise durch die Forschung von Engdahl 1) herausstellt, jedoch alttestamentarische, synthetisch-"evangelikale", "christlich-zionistisch-wiedergeborene" — Projekt des Abendlandes für das 21. Jahrhundert, das heute mit just jenen alten Mitteln der Demagogie und der Propaganda durchgedrückt werden soll, die stets Totalitarismus — Kommunismus oder Faschismus oder Nazismus — zur falschen Ehre (bei den damit Betrogenen) gereichen, hat in Wahrheit keine andere als eine polemische no-future- Perspektive.
Das zeigt sich unzweideutig daran, dass die einschlägige, entfesselte (s. u.) Exekutive (wieder) damit begonnen hat, sich diese — von ihr perfid verbogenen, zuerst unterschlagenen und dann in ihr Gegenteil verdrehten — Mittel konkret bei der gesellschaftlichen Konkurrenz, aus dem Repertoire der Kulturkreativen, zu rauben, um an das Ziel zu kommen, das sie anders nur schlecht oder — wahrscheinlicher — nicht erreichen könnte.
Das zeigt sich, ohne die Möglichkeit eines Zweifelns offen zu lassen, wenn der Propaganda- Arm des deutschen CDU- Innenministers, der DFB, sein eminentestes Produkt, die Fußball- Nationalmannschaft — ganz wie das nationale Fußball- und Spitzensportwesen dann auch —, mit einer geraubten, überfahrenen und zu einem Betrugsmittel verdrehten Fahne an den Mann bringen muss, weil sie besser ist als alles, wozu die Fähigkeiten seines Lagers und des Lagers der ehemaligen DDR-Jugendorganisation- Agitations- und Propagandasekretärin sowie Sprecherin der klandestin Stasi-geführten DDR-Partei "Demokratischer Aufbruch" und heutigen CDU-Parteivorsitzenden sowie Bundeskanzlerin Angela Merkel reichen — und dabei mit all seinen Komplizen und Komplizinnen davon ausgeht, dass er aus Macht(missbrauchs)gründen mit diesem Verkaufs- bzw. Wettbewerbsbetrug bzw. false-flag- Schwindel durchkommt.
Seit dem 3. Oktober 2010, dem 20. Jahrestag des fälschlich "deutsche Wiedervereinigung" genannten Beitritts der DDR zur BRD — die, wie sich dabei nun zeigt, der Beitritt eines unverändert totalitären bzw. eben bloß zum Wirtschaftstotalitarismus konvertierten U-Boots ist — soll es sich nach dem von der heutigen Spitze der CDU nicht widersprochenen Willen des letzten Ministerpräsidenten der DDR, Lothar de Maiziëre (welcher übrigens der Ost-Verwandte des heutigen CDU-Bundesinnenministers ist), bei der DDR nicht um einen Unrechtsstaat gehandelt haben.
Alles klar?
Die "Kommunikationsherrschaft" selbst — ein an Gnaden- wie an Schamlosigkeit und Verhöhnung des Grundgesetzes nicht zu überbietender Begriff — wird heute vom offiziellen Deutschland ausgerufen, dessen durchgeknallte Demagogen sich einbilden, die neue, ihnen und ihrem verlogenen, korrupten, menschenverachtenden Dreck widersprechende Freiheits-Fahne Neue Form für ihre Zwecke erschleichen zu können bzw. bereits erschlichen zu haben.
Es wird an alle nur möglichen nationalistischen, chauvinistischen, hämischen und rassistischen Ressentiments appeliert: So gehts!, Sei dabei!, lautet das verlogene Credo, und die verführte Herde der all ihrer Rechte beraubten, in einen rechtsfreien Raum gestellten Spektakelgesellschaft taumelt in die nächste, in ihrem Ausmaß aber noch nie dagewesene Katastrophe.
An einer Stelle der Geschichte, in der das Abendland solch manipulative Demagogie — die permanent an die von der Bush-Regierung aufgetischte Verschwörungstheorie bezüglich der Attentate auf das World-Trade-Center gemahnt — nötig zu haben scheint, und sie aufgrund der konsequenten massenmedialen Verblödung auch wieder von großen Teilen der Bevölkerung kritiklos aufgenommen wird, ist es umso notwendiger geworden, eine gesamteuropäische Alternative anzustreben, wie sie z. B. hinter dem Gedanken europlural einen tatsächlich profunden, d. h. lebendigen Begriff von der Heiligkeit des Lebens, von Freiheit, Freude und Glückseligkeit hegt.
Es geht dabei um ein stets offenes Geheimnis — das gleichwohl der permanenten Lüftung, des individuell ge- und erlebten Erkennens bedarf, da es andauernd und mit aller Macht verschüttet wird von der gnadenlosen, rechtsräuberischen und freiheitsberaubenden Exekutive des — exemplarisch in und mit der deutschen Fahne "Schwarz-Rot-Gold von 1848" verkörperten — dunklen Paradigmas des Ausnahmezustands im (römischen) Recht sowie des Regierens in der Politik der Gegenwart: des Justitiums.
der deutsche gedanke und die deutsche staatsidee
"Die deutsche Staatsidee hat den deutschen Gedanken zerstört. [...] Der deutsche Geist, die deutsche Intelligenz: Unter Franzosen und selbst unter Deutschen wird man lächeln. Gibt es das? Ist es kein Widerspruch in adjecto? Und doch gilt es, hier ernst zu bleiben. Was ist die Intelligenz eines Landes? Die geistige Elite, jene seltenen und wenigen Menschen, die ihre Erkenntnisse und deren Resultate kommunizieren zum Zweck einer höheren Vernunft. Jene geistige Gesellschaft oder Partei, deren höhere Vernünftigkeit sie veranlasst, ihre Kenntnisse, Gedanken und Erfahrungen dem Volksganzen zuzuwenden, aus dem sie kommen; jene intellektuelle Verzweigung, die in ihren bewusstesten und höchsten Vertretern nach geheimen umfassenden Gedanken lebt und handelt; in aller Öffentlichkeit der Presse, der Straße oder des Parlaments sich dokumentiert und der Menschheit Ziele setzt, Wege zeigt, Hindernisse hinwegräumt in Voraussicht des Tages, da alle vernünftigen Wesen nach dem Worte des Origines in einem Gesetze vereinigt werden." HUGO BALL
Wir werden sehen, um was es sich bei diesem einen Gesetz handelt, das bislang kaum jemand zu formulieren begabt genug war. Max Stirner (1806-1856), eigentlich Johann Caspar Schmidt, hat es auf deutsch gesagt: "Ich hab mein Sach' auf Nichts gestellt." Der deutsche Gedanke, der mit der-Himmel-weiß-was zu tun hat, jedenfalls aber nichts mit Volk und Rasse, ahnt von jeher jene Einheit der Ganzheit — ob er es dabei auch schafft, sie wirklich zu erkennen und auch zu begreifen, bleibt dabei noch offen; das wäre die Aufgabe, die jedem Einzelnen gestellt ist — ganz egal, wo auf diesem Planeten er oder sie sich befindet und welche Farbe zum Beispiel gerade die Haut hat ...
Das, was die Besten in aller Welt begreifen, das nennt man in Deutschland den deutschen Gedanken, noch bevor man ihn erkannt und begriffen hat; um ihn dennoch, da er sich nie ganz ausmerzen lässt, in jenes deutsche Universalreich einzuheimsen¹, das freilich immer bloß ein Staat um des Staates willen blieb, um ihn zu 'integrieren' — wenigstens proforma und gerne auch posthum².
Den nächsten, der nämlich kommt, und der, die, oder das den deutschen Gedanken nicht nur erkennt, sondern auch begreift, kann man dann wieder isoliert verfrühstücken. Dies ist die Ambivalenz des deutschen Gedankens; schon immer gibt es in ihm diese andere Seite, die in dem Moment im Namen des "Staates" (oder seinerzeit, als dieser Begriff noch nicht existierte, im Namen des "Reichs") zuschlägt, in dem irgendwo, egal auf welchem Gebiet, jenes Erkennen und Begreifen stattfindet.
"Deutschland ist die lebendigste Demokratie in Europa" (Jean Ziegler, Herbst 2009) — noch, vielleicht, so muss es wohl heissen; denn die heute nicht zuletzt auch dank des deutschen Staates die Welt beherrschende euro-atlantische Tyrannei greift, wie die Geschichte mit dem unterschlagenen und vergewaltigten Projekt Neue Form deutlich und schmerzhaft zeigt, mit aller Gewalt gerade diese (keineswegs sonderlich gefestigte, sondern nur auf einer mehr oder weniger profunden Kenntnis jener anderen Seite des deutschen Gedankens beruhenden) "Demokratie" in ihrem Innersten, in ihrer Freiheit skrupellos an: Die Macht annektiert das Recht — für sich allein.
Hugo Ball, der wohl unbekannteste Solitär deutschen Geistes, Begründer oder Kristallisationspunkt der Dada-Bewegung 1916 im Zürcher Exil, fährt an der oben zitierten Stelle (Ball 1, S. 38) fort:
"Was unterscheidet die große Menge des Landes von seiner Intelligenz? Der Mangel an Überzeugung, an Sachlichkeit, an historisch bedingten Zielen und wohl an Verantwortung. Vor allem aber der Ausschluss aus jener gütigen Konspiration der Geister, die ich die Kirche der Intelligenz nennen möchte, jener Gemeinschaft der Auserwählten, die zugleich Freiheit und Heiligung in sich tragen; die den Kanon der Menschheit und Menschlichkeit aufrechterhalten und über Jahrhunderte weg zwischen Schimären, Tierleibern, Fratzen und Höllenspuk das Urbild des Schöpfers wahren."
"Das Urbild des Schöpfers" ist natürlich eine Metapher; und sie stellte schon immer die größte Herausforderung und die gefährlichste Falle, das sogenannte "Beinahe-Erreichen" für alle menschlichen Geister ungeachtet ihrer Herkunft und ihres Wohnortes, ihrer theologischen, spirituellen oder philosophischen Schulung oder Richtung dar; das letzte Hindernis, das zumeist das Scheitern jener "Auserwählten" und ihre fortgesetzte Höllenfahrt in Niederschlagung, Beraubung, Zersplitterung und Verzweiflung markiert. Dann können sie mit Brecht sagen: "Gekämpft hab' ich mit Löwen | Getrotzt hab' ich des Tigers Zahn | Gefressen haben mich die Wanzen."
Es existiert tatsächlich nur eine einzige Schule — seit Jahrhunderten auf das Eifersüchtigste durch den Vatikan fern jeder Kenntnis im Abendland gehalten — auf der ganzen Welt (die eine Hochblüte im dreizehnten und vierzehnten Jahrhundert unserer Zeitrechnung erlebte), die sich das Meistern dieser Hürde auf die Fahne schreiben darf, und man nennt sie korrekt die profundeste Lehre. Sie jedoch zur Gänze zu verstehen, dazu muss man geboren sein. Einstweilen fährt Ball fort:
"Die Mentalität der Menge: das ist eine Summe von Ziel- und Ratlosigkeit, von Verzweiflung und kleiner Courage, von Opportunismus und Weichlichkeit, von verkappter Sentimentalität und überhobener Arroganz. Die Mentalität der Menge: das ist ihr schlechtes Gewissen, das sind ihre Fälscher und Wortverdreher, ihre "jahraus jahrein galoppierenden Federn" und Denunzianten, ihre Spitzel und Rabulisten, ihre Großmäuler, Demagogen und Faselhänse. Ein heilloses Konzert! Eine Orgie seltsamer Verzerrung! Wehe dem Land, wo solche Mentalität den Geist überschreit, aber dreimal wehe dem Land, wo sie allein nur herrscht und sich selbst für den Geist hält. Verhärtung, Zerrissenheit, Korruption verhindern das Maß und die Norm; Tobsucht und Wut sind Trumpf. Solch Land ist verloren und weiß es nicht."
Die letzten beiden Sätze dieser Kritik der deutschen Intelligenz von 1919 können als Prophetie gelten, was Deutschland anbelangt, und daran hat sich — ohne die geringste Unterbrechung — bis heute nichts geändert; gerade die Vorgänge um die Denunziation, Unterschlagung, Verschiebung, Zersetzung, Verfälschung und Falschvorlage des Projektes Neue Form — das die Epoche der Ununterscheidbarkeit von Regel und Ausnahme, die seit 160 Jahren andauernde und herrschende Selbstverschlingung jeder Regel in Deutschland überwunden und an sich beendet hat — liefert dafür den aktuellsten Beweis.
Das deutsche Innenministerium wird langsam nervös, dass noch 20 Jahre nach der glorreichen Wiedervereinigung kein rechter Glorienschein in der Bevölkerung aufkommen will: Um diesen Schein zu inszenieren, kam ihm das Werk Neue Form gerade recht; jedenfalls beruft sich der Herr Dr. Theo Zwanziger, ein CDU-Funktionär, wenn's für ihn eng wird, auf ein ominöses "Schreiben" (das noch kein Mensch gesehen hat) des (bis Herbst 2009 offiziell amtierenden) deutschen CDU-Innenministers, Dr. Wolfgang Schäuble; es würde darin "seine" — also doch irgendwie abartige — "Gesellschaftspolitik" pauschal legitimiert.
Seit tausend Jahren hat der deutsche Gedanke unter der furchtbarsten, allen freien Geist systematisch zerreissenden Theokratie zu leiden, und diese ist es, die heute frisch aufpoliert und generalstabsmäßig per Propaganda und Agitation, per "Transmissionsriemen eines politischen Willens, (...) Mobilisierungs- und Stabiilisierungspropaganda" (Grit Hartmann), gegen ihn in Stellung gebracht wird: Ein weiteresmal aus dem Lehrbuch der Unterdrückung hervorgezaubert und von einer abhängig-hörigen, dafür freilich schön monopolistischen "deutschen Kultur- und Kreativwirtschaft" (Jahresumsatzvolumen, etwa 2004, immerhin 14 Milliarden €uro) wieder in den Dienst des national segmentierten, international agierenden und terrorisierenden, absolut gewissenlosen Finanzkapitals und seiner nationalen Chef-Demagogen gestellt.
Ob die hier auf dieser Website geschilderten Vorgänge etwas — und sei es bloß unter den nie ganz selbstlosen Vorzeichen jenes berühmt-berüchtigten deutschen vorauseilenden Gehorsams — damit zu tun haben, dass die politische Karriere der heutigen deutschen Kanzlerin Angela Merkel ihren Ausgangspunkt in der DDR-Jugendabteilung FDJ für Agitation und Propaganda hatte?
Die deutsche Geschichte hatte einst damit begonnen, dass Otto I. sich im Jahr 962 vom Papst die Kaiserkrone erzwang, und das 'Heilige römische Reich Deutscher Nation' per translatio imperii-Doktrin als Universalreich entstand — und sie erfuhr ihr größtes Schisma, als der Mönch Luther die päpstliche Autorität dann Anfang des sechzehnten Jahrhunderts auf die deutschen Landesfürsten übertrug. Derlei — in Deutschland noch dazu also zweigleisig — fortgesetztes Spiel der Theokratie ist es in erster Linie, das seither jenen "deutschen Gedanken" unausgesetzt, ideologisch und — nach wie vor mittelalterlich, was sonst — systematisch depraviert, um der Untertanenschaft seinen entkernten, jeglicher wahren Potenz beraubten Verschnitt an Zerrissenheit dann wieder in seiner jeweilig opportun erscheinenden Form der autoritär postulierten "Einheit" der (inneren und äusseren) nationalen Vielheit (wenn nicht gleich ganz zur gerade emittierten Währungseinheit) — per Agitation und Propaganda, per Entmündigung und Bevormundung — umgemünzt aufzuzwängen.
Wer die nicht kauft, nicht auf ihre jeweilige Fahne schwört, ist draussen; wer nicht an den verstellten Glauben Deutschland glaubt, an seine Bannkraft, seine gottesgleiche Souveränität (die, wie wir hier erleben, heute auf "König Fußball" transponiert wird, weil die Demographie herausgefunden hat, dass dem die Massen am zugleich zahlreichsten und unbewusstesten nachlaufen), ist Ketzer, Hexe, Staatsfeind, wird verfolgt, verbrannt, geschunden und vernichtet. Seit tausend Jahren. Heute hinter der Fassade des Fußballs und morgen hinter der des "Staatssports" unter falscher Flagge — wenn das in seiner Monstrosität bzw. in seiner Hohlheit überhaupt noch zu fassen ist.
Kaum, dass es noch jemand anders kennt und auch ... begreift.___________________________________
¹Im Falle der neuen Fahne Neue Form heisst die zu diesem Zweck ausgeheckte und vom Stapel gelassene Intrige bezeichnenderweise gleich 'Heimspiel'.
²Zu dieser landläufig gewordenen Unsitte siehe auch das Thema 'Beiläufiges'.
cyberevolution
Make the Secrets productive! JOSEPH BEUYS
_Schöpfung• Cyber ist ein griechisches Präfix und bedeutet Steuerung — ursprünglich die Steuerkunst des Seefahrers.
• Gegenstandslos: Jede neue Idee verlangt die ihr gemäße neue Form. (...) Etwas wahrhaft Neues findet für seinen neuen Inhalt auch eine neue Form. KASIMIR MALEWITSCH, 1924
• Potenzial: Die Frage nach einer nicht staatlichen Politik hat nämlich notwendig die Form: Ist heute möglich, ja gibt es heute etwas wie eine Lebens-Form, das heisst ein Leben, dem es in seinem Leben um das Leben selbst geht, ein Leben der Potenz? GIORGIO AGAMBEN 1, S. 17
Im Zeitalter der sich vollendenden Weltgesellschaft gibt es keinen Ausweg mehr für das, was dem Denken aufgegeben ist.
Die inoffizielle Unterscheidung zwischen "deutsch" und "Deutschland", um die es im Grunde jedoch dabei immer ging, schien bislang (für die poetisch nicht Erschütterbaren zumindest) absurd — doch genau diese Unterscheidung muss und kann jetzt an sich aufgrund des europäischen Entwicklungsprozesses offiziell getroffen werden, wenn Deutschland — und mit ihm der gesamte Westen — aus der Falle (der metaphysischen Tradition des Abendlandes) entkommen will, in der es sitzt, und die ganz einfach in einer schier unüberwindlich scheinenden, von einem als Objekt irgendwo da draussen eingebildeten "Gott" exklusiv schattensonnig beschienenen (also die letzte, "wahrhaftige" Deckung auf die Währungen der Oberbanker des Westens und ihrer Zockermentalität "im rechten Glauben", genau wie die Legitimierung des Souveränitäts- und damit auch gleichzeitig des Herrschaftsprinzips vortäuschenden), metaphysischen Eigenbrötelei besteht (die wiederum allen tyrannischen Demagogen ihre furchtbare Legitimation sowie ihre gleichermaßen überwältigende Gefolgschaft beschert).
Das Problem bestand und besteht immer darin, dass sich die mittels einem ihrer Gewalt unterworfenen Recht regierende Verwaltung des Landes — mitsamt ihren von autoritärer, dogmatischer Religion sowie von Spielen und Krumen geblendeten Anhängern — nach einer gewissen Zeit, in der man "proaktiv" Gras über die letzte einschlägige Katastrophe wachsen ließ, zu einer entfesselten Exekutive aufwirft, die — vorbildlich — nicht genug bekommen kann, dann die Gelegenheit zu der offiziellen Erkenntis ergreift, welch Nachahmungsdrang hier bei den von ihr selbst entfesselten Bestien herrscht, und somit alleine, diktatorisch herrschen will. Demokratie hin oder her: sie wird ebenso durch Wahlen wie durch den herrschenden Wahnsinn legitimiert werden. Alle Opposition und aller gute Geist wird (wieder einmal) "im Namen des Volkes" ausgerottet bzw. zensiert. Nur die Endlichkeit des Planeten steht noch im Weg, und diese "wird nicht einmal ignoriert"
Es herrscht Neofeudalismus — legitimiert durch Wahlen und wahlweise Irr- oder Wahnsinn. Nach wie vor wird — im Zeitalter der Atombombe — auf die militärische Option gesetzt. Die ultima ratio bleibt die — von "höheren Mächten" (was wären die Staaten dieser Welt ohne diese je gewesen?) "garantierte" — Gewalt. Der Staat, wie seine von den eigenen Fiktionen gebannten Insassen auch, sind — ob sie es wissen oder nicht — heute wieder fast ausschließlich zu eng eingestellten Maschinen verkommen, die ihr Heil allein in grenzenloser materieller Expansion suchen (und unter diesen von der herrschenden Kommunikationstyrannei in einem weltweiten wirtschaftspolitischen Experiment erzwungenen Umständen suchen müssen).
Dieser Starrsinn wird sich bitter rächen; denn er widerspricht der Endlichkeit des Planeten ebenso wie der Unendlichkeit des Lebens.
Der Mensch selbst hat — von allen Institutionen genau wie von seinen Nachbarn im Stich gelassen — keine funktionierende Lobby. "Der Kampf um das Menschenbild, der Kampf für eine menschliche Kultur wird immer nur von einzelnen Menschen geführt und wird stets bedroht von der Bestie im Menschen." (K. Malewitsch, 1922) Die Kirchen verkaufen ihn an die jeweilige Macht, die die Kirchen dafür finanziert; die Macht macht ihn mit ihrer "Staatsräson" nieder: Gerade darauf gründet sich der Staat (was den Verfassern des deutschen Grundgesetzes nach der Erfahrung mit dem Nationalsozialismus noch lebendig vor Augen stand, jetzt aber wieder systematisch von jenen selbsternannten Kommunikationsherrschern unterschlagen wird — ganz genau wie das Werk Neue Form von ganz genau denselben Gangstern unterschlagen wird und zur weiteren, unendlichen, massenbetrügerischen Manipulation annektiert werden soll).
Es scheint keinen Ausweg aus der alten, blutigen Tretmühle zu geben — bis auf den Cyberspace, den die Kommunikationsherrscher — in Deutschland allen voran Wolfgang Schäuble & Co., Frau von der Leyen, Theo Zwanziger, Thomas Bach, Holger Jung und Jean-Remy von Matt — bereits voll, per Troja immer wieder mit dem selben Schema erobernder Strategie, in ihr Manipulationsvisier genommen haben, um ihr nächstes halsbrecherisches Katastrophenprojekt über das in der Zensur bzw. Zerschlagung des Internet wiederhergestellte Informationsmonopol um jeden Preis durchzusetzen: Eine polemische, neofeudalistische europäische Präsidialrepublik nach den (Pseudo-)Maßgaben der (de facto rechtsextremen) deutschen Unionsparteien sowie der angeschlossenen "Liberalen" bzw. aller anderen Parteien des Kapital- Parlamentarismus (Badiou). Das bedeutet einen rücksichtslosen biopolitischen Kahlschlag nach dem historischen "Vorbild" der Nazis, nichts anderes, der um keinen Preis bereit ist, den denkerischen Defekt des Abendlandes, das Defizit in seiner metaphysischen Tradition, anzuerkennen.
Ein Neues System überwindet diese Unzulänglichkeit, indem es mit dem evolutionären, von keiner Konzeption zu bestimmenden, vektoriellen "Faktor" der gegenstandslosen Freiheit, der die Dynamik des Seins ist, die überlebte Definition des Begriffs System selbst evolutionär übersteigt.
Der Cyberspace ist damit das wertvollste Kulturgut, das dem Menschen heute allgemein bewusst ist. Die Unabhängigkeitserklärung des Cyberspace wurde 1996 von John Perry Barlow verfasst: Die Neue Form erklärt sich — aus guten Gründen — zur überparteilichen Freundin dieser Unabhängigkeitserklärung im Namen der cyberevolution.
Diese Traditionslinie hat keinen Grund, auf dem sie aufläge, und keine Wurzel, aus der sie wüchse; sie übersteigt Deutschland, Kaiser und Papst, um von der Dimension des Denkens des Denkens zu künden (was die Demagogen jeweils und um jeden Preis zu verhindern trachten).
Die Cyberevolution, das Neue System, die Neue Form, verdankt sehr viel dem Lebenswerk eines freiwillig ins Exil gegangenen, großen, aber hierzulande kaum bekannten Deutschen, Herbert Vignant Guenther (der ausschließlich in Englisch, der lingua franca der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, publizierte) mit seinem Spürsinn, seiner spirituellen Unbestechlichkeit (die ihn Deutschland verlassen ließ), wie seiner vielsprachigen Expertise hauptsächlich im Hinblick auf "die profundeste Lehre" (atiyoga, Tib. rDzogs-chen). Herbert V. Guenther teilte übrigens seine Vorliebe für Martin Heideggers philosophisches Werk mit Giorgio Agamben, ohne dessen ausgedehnte, profunde, oft mit großem Gewinn auch auf das rechtsphilosophische Werk von Walter Benjamin zurückkommende Untersuchung zum Souveränitätsprinzip und dem Ausnahmezustand — der zentralen Grundlage abendländischer Politik — die Neue Form überhaupt nicht entstanden wäre.
Als Neues System, als neuartiges, die cyberevolution (siehe: Offene Systeme; Evolution; etc.) darstellendes System geht sie allerdings über alle bisherigen und zukünftigen religiösen wie politischen Identitäten hinaus, indem sie ein umfassenderes Verständnis von Spiritualität favorisiert. Ihr Ziel ist die kommende Gemeinschaft, in die sie diejenigen Deutschen, die bemerken, dass sie dem 'Ausnahmezustand', der zur Regel geworden ist (W. Benjamin), hilflos ausgeliefert sind, von Deutschland befreit.